COP26: Erneut kein großer Wurf

Auch nach dem Ende des Weltklimagipfels befinden wir uns noch nicht auf dem 1,5 Grad-Pfad, der dringend nötig wäre, um die verheerendsten Auswirkungen der globalen Klimakrise zu vermeiden. Selbst wenn alle in Glasgow gemachten Zusagen tatsächlich eingehalten werden, was keineswegs sicher ist, wird die Erde sich nach Berechnungen der IEA immer noch um mindestens 1,8 Grad Celsius erhitzen. Das ist deutlich zu viel. Doch auch wenn die Ergebnisse der COP26 insgesamt ernüchternd sind, gab es in einigen Bereichen auch Fortschritte.
Weniger Kohle
Bemerkenswert ist, dass zum ersten Mal in einer COP-Abschlusserklärung explizit gefordert wird, die Kohlenutzung zu reduzieren. In der ursprünglichen Fassung war sogar die Rede vom Kohleausstieg. Dies wurde jedoch leider auf Drängen von Indien, China und den USA in letzter Minute abgeschwächt. Dennoch geht die Forderung über bisherige Vereinbarungen hinaus und könnte die Finanzierung neuer Kohlekraftwerke und -minen deutlich erschweren. Zudem haben Costa Rica und Dänemark am Rande der COP26 die Beyond Oil and Gas Coalition gegründet, die den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen verfolgt. Leider ist ihr Deutschland bisher nicht beigetreten.
Internationaler Emissionshandel
Die beschlossenen Regeln für einen internationalen Emissionshandel, die eine doppelte Anrechnung von Treibhausgasminderungen verhindern sollen, sind ein weiterer Schritt zur Senkung der globalen CO2-Emissionen. Für einen wirksamen Kampf gegen die Klimakrise brauchen wir dringend weltweit einheitliche Rahmenbedingungen für Staaten, Institutionen und Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität, mit verbindlichen Regeln und Standards. Leider gibt es hier jedoch noch einige Schlupflöcher und Möglichkeiten, Greenwashing zu betreiben. Diese müssen dringend beseitigt werden.
Staaten müssen nachbessern
Auch bei den Emissionsminderungszielen vieler Staaten gibt es dringenden Nachholbedarf. Einige Länder haben überhaupt noch keine Minderungsziele an die UN berichtet, obwohl dies im Pariser Klimaabkommen für 2020 vorgesehen war. In der Abschlusserklärung von Glasgow ist nun festgelegt, dass alle Staaten bis Ende 2022 ihre Ambitionen vorstellen und an die UN berichten. Die Vereinten Nationen fordern alle Staaten auf, bis 2025 und 2030 jeweils überarbeitete nationale Ziele (Nationally Determined Contributions) vorzulegen, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Die bisher vorliegenden Verpflichtungen der Länder würden immer noch zu einer Erderwärmung um 2,4 Grad Celsius führen.
USA und China wollen zusammenarbeiten
Für eine Überraschung sorgten in Glasgow die USA und China: Sie haben überraschend vereinbart, beim Klimaschutz zusammenzuarbeiten. Daraus folgen noch keine konkreten Maßnahmen, aber allein die Tatsache, dass die beiden größten Emittenten von Treibhausgasen trotz diplomatischer Spannungen in anderen Bereichen miteinander über Klimaschutz reden, ist ein positives Signal.
Keine festen Zusagen für Entwicklungsländer
Eine Enttäuschung mussten dagegen die Entwicklungsländer hinnehmen, von denen viele bereits heute am härtesten von den Folgen der Klimakrise betroffen sind. Ihre Forderungen nach zusätzlichen finanziellen Mitteln zum Erreichen der Klimaneutralität und zur Klimaanpassung wurden von den Industriestaaten, die hauptsächlich für die Klimakrise verantwortlich sind, nicht erfüllt.
Mein Fazit
Ich hätte mir sehr gewünscht, dass uns die COP26 mit mutigen und dringend notwendigen Beschlüssen endlich die Rahmenbedingungen für den 1,5 Grad-Pfad bringt. Dies ist leider erneut nicht geschehen. Dennoch dürfen wir nun nicht aufgeben, denn nicht nur Unternehmen und Institutionen, sondern auch jede:r Einzelne von uns kann weiterhin durch kluge Entscheidungen und nachhaltiges Handeln zum Klimaschutz beitragen. Und die internationalen Staatenlenker haben es in der Hand, ihre Klimaschutzambitionen kontinuierlich zu verbessern, so wie im Abschlussdokument vorgesehen darüber an die UN zu berichten und zum Vorbild für andere zu werden. Ich bin überzeugt: Durch entsprechendes Engagement auf allen Ebenen können wir zumindest noch in die Nähe des 1,5 Grad-Ziels kommen.
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