PV-Anlagen für Unternehmen: Jetzt von der NELEV-Novelle profitieren und die Dächer vollmachen
Warum es sich mit der NELEV-Novelle für Gewerbebetriebe in Deutschland besonders lohnt, das volle Potenzial ihrer Dachfläche für eine PV-Anlage auszuschöpfen. PV-Module sind günstig wie nie. Und mit einem Batteriespeicher lässt sich der PV-Überschuss als kostengünstige Stromreserve für später speichern und nach Bedarf nutzen.
Die bürokratischen Hürden sind gefallen: Die Bundesregierung hat Ende April 2024 das Solarpaket 1 auf den Weg gebracht. Das Gesetz hat die Steigerung des PV-Ausbaus in Deutschland zum Ziel und berücksichtigt wichtige Branchenforderungen zum Abbau von Bürokratie:
- Photovoltaik-Ausbau beschleunigen: 13 GW in 2024 und 18 GW in 2025
- Bürokratie abbauen: Vereinfachter Netzanschluss für PV-Anlagen
- Klimaschutzgesetz umsetzen: CO2-Emissionen bis 2040 um 88 % reduzieren
PV-Anlagen schneller ans Netz bringen: Zertifizierungspflicht entfällt
Für PV-Anlagen ab 135 kW entfällt auf der AC-Seite die aufwändige Anlagenzertifizierung nach VDE AR-N 4110 (Mittelspannungsrichtlinie). Der vereinfachte Zertifizierungsprozess gilt für PV-Anlagen, Speicheranlagen sowie für Hybridanlagen aus PV und Speicher (Typ-2-Anlagen). Mit dem Solarpaket 1 treten auch die lang erwarteten Anpassungen der Elektrotechnische-Eigenschaften-Nachweis-Verordnung (NELEV) in Kraft: Für Erzeugungsanlagen mit einer maximal installierten Gesamtleistung von bis zu 500 Kilowatt und einer maximalen Einspeiseleistung von 270 Kilowatt, gilt ab sofort die VDE AR-N 4105 (Niederspannungsrichtlinie). Ergänzende Anforderungen sind in der Energieanlagen-Anforderungen-Verordnung EAAV und dem zugehörigen FNN-Hinweis „Vereinfachter Anschluss und Nachweis von Erzeugungsanlagen und Speichern mit Netzanschluss in der Mittel- und Hochspannung“ festgelegt.
Im Video “NELEV-Novelle: Vereinfachungen für PV-Anlagen ab 135 kW” stellen euch unsere Kollegen Rickard Nemeth und Michael Ebel die wichtigsten Änderungen vor und zeigen, wie ihr davon profitieren könnt.
Mit selbst erzeugtem PV-Strom mehr Planungssicherheit bei den Energiekosten
Größere PV-Anlagen auf Gewerbedächern bis maximal 500 kW Wechselrichter-Leistung werden jetzt deutlich attraktiver. Davon können kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Unternehmen mit Fertigungs- oder Logistikhallen, Supermärkte sowie landwirtschaftliche Betriebe profitieren. Das Motto lautet: PV auf die Dächer, fertig, los. Damit die Energiewende und Unternehmer*innen von jeder Kilowattstunde Solarstrom profitieren können.
Worauf es bei der Auslegung eines Energiesystems ankommt, zeigen die folgenden Abbildungen. In diesem Beispiel simulieren unsere Planungsexperten eine PV-Anlage auf dem Dach einer Produktionshalle und spielen vier unterschiedliche Szenarien durch:
- Nur PV-Anlage (Eigenverbrauchsoptimierung)
- PV + Speicher (Lastspitzenkappung)
- PV + Elektromobilität
- Ganzheitliches Energiesystem aus PV-Anlage, Batteriespeicher und Ladelösung für Elektromobilität
Dabei zeigen sie auf, welche Faktoren die Wirtschaftlichkeit und die Amortisationszeit beeinflussen.
Das Potenzial für größere PV-Anlagen auf Gewerbedächern ist enorm, da es in Deutschland nur wenige Gewerbedächer gibt, die nicht für PV-Anlagen geeignet sind. Neben einer ausreichenden Traglast (Dachlastreserve) sind natürlich genügend schattenfreie Flächen entscheidend für den Solarertrag.
Je mehr selbst erzeugter Solarstrom vom Unternehmen selbst genutzt werden kann, desto höher ist die Planungssicherheit bei den Energiekosten. Die PV-Anlage bietet eine Absicherung gegen schwankende Strombezugskosten. Während die Energiekosten mitunter stark schwanken können, bleiben die Kosten für PV-Systeme in der Regel gut prognostizierbar.
Fällt der Strombedarf mit dem Zeitpunkt der höchsten Sonneneinstrahlung zusammen, erzielen Unternehmen besonders hohe Autarkiequoten. Hier sind die großen Dachflächen der Gebäudekomplexe ideal für die Errichtung von PV-Anlagen. PV-Überschüsse können ideal in einer Batterie zwischengespeichert werden und stehen dann in einstrahlungsärmeren Zeiten oder zum flexiblen Laden von Elektrofahrzeugen zur Verfügung.
Alternativ könnte auch ein Batteriespeicher stattdessen die PV-Überschüsse aufnehmen und diese für ertragsschwächere Tageszeiten oder zum Laden von Elektrofahrzeugen bereitstellen. Für eine maßgeschneiderte Planung des Gesamtenergiesystems werden dabei die individuellen Ziele und Anforderungen des Unternehmens berücksichtigt.
Sektoren intelligent zum ganzheitlichen Energiesystem vernetzen
Wenn zusätzliche Bereiche wie Wärme und Mobilität oder ein Batteriespeicher in das Energiesystem integriert werden, lässt sich die Eigenversorgung mit kostengünstigem und klimafreundlichem PV-Strom noch weiter optimieren. Unternehmen mit hohem Kühlbedarf, wie beispielsweise Supermärkte, profitieren von selbst erzeugtem Solarstrom, da die ertragsstärksten Monate gleichzeitig auch die wärmsten Monate mit entsprechend hohem Kühlbedarf sind. Wärmepumpen, die mit der PV-Anlage vernetzt sind, klimatisieren Büro- und Produktionsflächen klimaschonend.
PV-Überschuss in Batterie speichern
Für eine Rundum-Versorgung mit Solarstrom – auch bei einem Ausfall des öffentlichen Stromnetzes – ist die Einbindung eines Speichersystems ideal. Denn die angeschlossene Batterie nimmt die PV-Überschüsse auf und kann diese nach Bedarf flexibel zur Verfügung stellen. Das lohnt sich insbesondere zur Lastspitzenkappung oder um Solarstrom auch in den Abend- und Nachtstunden zu nutzen. Und mit einer optionalen Ersatzstromversorgung sichern PV-Anlage und Batteriespeicher gemeinsam die Stromversorgung sogar dann, wenn das öffentliche Stromnetz ausfällt.
Für unser Beispiel würde die Empfehlung zum Energiesystem wie folgt lauten:
- Die Integration des Speichersystems mit der Anwendung Lastspitzenkappung ist aus ökonomischer Sicht aufgrund des hohen Leistungspreises sinnvoll.
- Die Eigenverbrauchsoptimierung scheint aufgrund der geringeren Größe der PV-Anlage im Vergleich zum Verbrauch und dem niedrigen Arbeitspreis nicht sinnvoll zu sein.
- Die Implementierung von Time-of-Use in Kombination mit einem Speichersystem und dem Spotmarkt kann zusätzliche Einsparungen erzeugen.
Vorteile einer PV-Anlage auf Gewerbedächern
- Planbare Energiekosten und sichere Stromversorgung für Unternehmen
- Mehr Unabhängigkeit in der Energieversorgung
- Mehrwert durch Lademöglichkeiten für E-Autos von Mitarbeitenden und Kunden
- CO2-Emissionen reduzieren
Auslegung von gewerblichen Energiesystemen: Das ist wichtig
Die Kunst der optimalen Auslegung des Energiesystems besteht für Anlagenplaner*innen darin, den energetischen Ertrag so auf die individuellen Kundenanforderungen abzustimmen, dass sich die Investition für Kund*innen möglichst schnell rentiert. Hier haben wir euch schon mal einige wichtige Punkte zusammengestellt:
- Dachlast prüfen (Widerstandskraft des Dachs): Eigengewicht + weitere Lasten wie z. B. Regenwasser, Schnee, Wind, Bebauung, Begrünung + Dachlastreserve.
- Sind ausreichend schattenfreie Dachfläche vorhanden? Starken Schattenwurf durch Kamine, Brandwände, Firste oder Traufe vermeiden.
- Netzanschluss und Kabelwege prüfen: Bei Anschluss ans Mittelspannungsnetz ggf. Fernwirktechnik nötig, damit der Netzbetreiber die Anlage bei Bedarf abregeln kann.
- Direktvermarktung prüfen: Aufweichung der Direktvermarktungspflicht bei Gewerbeanlagen. PV-Betreiber*innen von Eigenverbrauchsanlagen mit einer installierten Leistung von mehr als 100 kW sind nicht mehr automatisch zur Direktvermarktung verpflichtet. Wer auf Direktvermarktung verzichtet, kann den Reststrom alternativ unentgeltlich ins Netz einspeisen.
- Vorgaben des Netzbetreibers zur Fernsteuerbarkeit prüfen.
- Möglichkeiten für Sektorenkopplung prüfen: Elektrifizierung der Bereiche Wärme und Mobilität.
- Optionen für die Einbindung von Batteriespeichern anbieten, um PV-Überschuss zu speichern und die Kosten für den Strombezug aus dem öffentlichen Netz zu reduzieren.
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