Einsatz in Uganda: Stabile Stromversorgung für Schule und Krankenhaus

Als Dennis Halpape und Alexander Krug vor zwölf Jahren das erste Mal mit dem Kasseler Verein TOGETHER – Hilfe für Uganda nach Ostafrika reisten, um eine Solaranlage zu installieren, brannte in der Region Kooki nach Sonnenuntergang im Umkreis von vielen Kilometern nur selten noch ein Licht. Wenn es heute dunkel wird, leuchten in den Häusern dort deutlich mehr Lampen.

Einen Teil dazu beigetragen hat auch der Verein TOGETHER – Hilfe für Uganda. Seit über 20 Jahren realisieren Vereinsmitglieder und Helfer mit Hilfe von Sponsoren dort Infrastrukturprojekte zum Beispiel zur Wasserversorgung, errichten Krankenhäusern und Schulen für Kinder sowie Berufsschulen. Und sie installieren Solarsysteme, die die neuen Gebäude mit nachhaltigem Solarstrom versorgen. Auch Dennis und Alexander waren bereits einige Male vor Ort und haben mitgeholfen. Am 1. November 2021 stand der nächste Einsatz an.

Berufsschule Nakazaiba

Neben dem Gesundheitszentrum Bulyansungwe bekommt auch die Berufsschule Nakazaiba eine Solarstrom-Versorgung.

Corona verzögert Einsatz

Diese Reise gestaltete sich allerdings deutlich komplizierter als vorherige. Bis das Installations-Team, bestehend aus Dennis, Alexander sowie SMA’ler Juri Billinger und einer Ingenieurin und einem Ingenieur des Elektrounternehmens GreenVesting endlich ins Flugzeug mit Ziel Kampala, Uganda, steigen konnte, vergingen viele Monate. Der Grund: Covid-19 – Anlass für unzählige Verzögerungen weltweit.

„In den vergangenen Jahren haben sich dank der zunehmenden Versorgung der Menschen mit Strom immer mehr kleinere Geschäfte und Unternehmen entwickelt“, freut sich Dennis Halpape, der als Projektmanager im Bereich Energy Systems bei SMA arbeitet. „Das Leben wird nicht mehr automatisch sofort nach Sonnenuntergang runtergefahren. In den abgelegenen Regionen, wo sich auch unsere Projekte befinden – kann von sicherer Stromversorgung aber immer noch keine Rede sein. Strom, erzeugt mit Generatoren, ist die Regel. Selbst wenn es einen Anschluss an das öffentliche Netz gibt, weiß niemand, wann und wie lange Strom zur Verfügung steht, und wann er nach einem Ausfall wiederkommt. Das ist ungünstig – besonders für Einrichtungen wie zum Beispiel Schulen oder Krankenhäuser, die auf eine stabile Versorgung mit Strom angewiesen sind.“

Solarsysteme inklusive Batteriespeicher sichern die Strom-Versorgung in abgelegenen Regionen Ugandas.

Uganda investiert in erneuerbare Energien

Die erste Materiallieferung trifft auf der Baustelle ein.

„Die Regierung in Uganda will den Ausbau von erneuerbaren Energien und die Energieinfrastruktur in den kommenden  Jahren massiv ausbauen“, erzählt Krug, der auch früher bei der SMA Solararbeitete und sich seit über 10 Jahren im Verein TOGETHER – Hilfe für Uganda engagiert. „dabei soll der Anteil an PV und anderen erneuerbaren Energieformen wie Wasserkraft deutlich gesteigert werden. Gleichzeitig wird das Stromnetz für eine bessere Versorgung ausgebaut.“

Zwei Gebäude warten auf Energieversorgung

In drei Urlaubswochen wollen die fünf Teammitglieder diesmal für das Gesundheitszentrum Bulyansungwe und die Berufsschule Nakazaiba je ein Solar-Inselsysteme installieren. Zahleiche Helfer vor Ort unterstützen sie dabei – allen voran Techniker Godfrey, der bei fast allen Projekten mitgearbeitet hat. Die notwendigen Komponenten für das Energiesystem, Geräte und Werkzeuge sowie alles weitere Material für die Installation, waren bereits Monate vorher per Schiff auf die Reise gegangen und liegen im Zolllager in der Hauptstadt Kampala zur Abholung bereit, als das Team aus Deutschland eintrifft. Doch leider bremsen die Zollbeamten den schnellen Projektstart erst einmal aus. Plötzlich fehlen noch Unterlagen. Zertifikate und Equipment müssen gelabelt werden. Erst nach einer Woche Warten und Bangen geht endlich eine die Teillieferung auf den Weg. Das übrige Equipment folgt einige Tage später.

Strom ja – aber wann?

Das Gesundheitszentrum Bulyansungwe verfügt zwar über einen Anschluss an die öffentliche Stromversorgung, ist aber durch die instabile Netzleistung ständig von Stromausfällen betroffen. Eine Solaranlage mit angeschlossener Batterie sorgt jetzt für eine sichere stabile Stromversorgung. Dafür installiert das fünfköpfige Team neben den Solarmodulen auf dem Dach drei Sunny Boy Solar-Wechselrichter, zwei Sunny Island Batterie-Wechselrichter zusammen mit einem 70kWh Batteriespeicher, der zuverlässig Strom auch an sonnenarmen Tagen zur Verfügung stellt.

Schüler und Schülerinnen sägen, löten und nähen mit Solarenergie

Die Berufsschule Nakazaiba wird von einer befreundeten Hilfsorganisation des Vereins betreut und erhält ebenfalls ein Solarinselsystem. Ohne Netzanschluss liefen die Geräte in der Näherei, der Metallwerkstatt, der Schreinerei und der Schusterwerkstatt bislang mit Strom aus Generatoren. Da die Schüler und Schülerinnen die Werkstätten in erster Linie während der sonnigen Tagesstunden nutzen, ist Solarenergie eine kostengünstige und sichere Alternative. Drei Sunny Boy Solar-Wechselrichter und drei Sunny Island Batterie-Wechselrichter wandeln jetzt Sonnenenergie in Solarstrom, beziehungsweise stellen ihn zur Speicherung in der 48 V Batterie und zur anschließenden Nutzung zur Verfügung.

Nähen auch nach Sonnenuntergang: Die Energie dafür, liefert das neue Solarstromsystem.

Wasserversorgung dank Schwerkraft

Zwischen den Arbeitseinsätzen nutzen Alexander (rotes T-Shirt), Dennis (ganz links) und Juri die Zeit für Ausflüge in die Umgebung.

Juri Billinger, bei SMA zuständig für Fehleranalyse im Bereich Qualitätssicherung, war einem Aufruf im SMA Intranet gefolgt und zum ersten Mal mit in Uganda. Besonders beeindruckt hat ihn das Wasserprojekt, welches der Verein in seinen Anfangszeiten im Uganda umgesetzt hat. „Das Areal, in dem die Wasserleitungen verlegt sind, ist riesig.
Sie versorgen über 10.000 Menschen mit sauberem Trinkwasser“, erklärt Juri. „Die Planung haben natürlich Wasserbauspezialisten gemacht und die Leitungen gehen über viele Kilometer wie ein Spinnennetz durch die Region und werden allein durch die Schwerkraft gefüllt. Überall ragen Wasserhähne aus dem Boden, aus denen die Menschen dann in Kanistern das Wasser holen. Größere öffentliche Gebäude sind mit einem Zwischenspeicher direkt angeschlossen. Zum Beispiel hat das Gesundheitszentrum Wasser direkt im Haus.“

Schwarze Küchen bleiben in Erinnerung

Zum ersten Mal in Uganda: SMA’ler Juri Billinger nimmt viele neue Eindrücke mit nach Hause.

Die Arbeitszeit des fünfköpfigen Teams für alle Installationen sowie Reparatur- und Wartungsarbeiten an früher errichteten Solarsystemen beträgt insgesamt rund zwei Wochen. Die restliche Zeit nutzen sie für Freizeitaktivitäten und für den Austausch mit den Menschen vor Ort und gewinnen auch diesmal wieder unzählige spannende Eindrücke.

Nachhaltig in Erinnerung bleibt ihnen dabei die Schwarzküche der Berufsschule. In den so genannten Schwarzküchen Ugandas wird das Essen auf dem offenen Feuer zubereitet – darum sind die Wände der Küchen meist schwarz gefärbt vom Ruß. Die Menschen sind an diese Art zu kochen und den rauchigen Geschmack der Gerichte gewöhnt, für Gesundheit und Umwelt wird sie aber immer mehr zum Problem. Und deshalb ist es neben verschiedenen Maßnahmen zur Verbesserung der Energieversorgung (siehe unten) auch ein Ziel der ugandischen Regierung den Technologieausbau bei sauberen Kochgeräten von 15 % auf 50 % anzuheben.
In der Berufsschule kann dank der Solaranlage jetzt auch eine Weißküche in Betrieb gehen – ohne Rußpartikel, welche die Wände, Schränke, Elektrogeräte und die Luft verschmutzen.

 

 

 

 

 

 

Energieversorgung Uganda: Der Energiebedarf Ugandas wird größtenteils über erneuerbare Energien gedeckt; sei es zur Wärmegewinnung durch die Verwendung von Biomasse (Feuerholz, Holzkohle und Erntereste) oder zur Elektrizitätserzeugung. Hauptsächlich durch Wasserkraft und durch Photovoltaik sowie durch mit Bagasse (ein Nebenprodukt, das bei der Gewinnung von Zucker aus Zuckerrohr entsteht) betriebenen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und geothermischen Kraftwerken. Standardisierte Stromabnahmeverträge und feste Einspeisevergütungen regeln die Stromvermarktung

Nationaler Plan für mehr Energie für alle

Der Nationale Entwicklungsplan 2020/2021 – 2024 / 2025 und die in der Vision 2040 festgelegten energiepolitischen Ziele des Landes sehen einen massiven Ausbau der Stromversorgung von 22 % auf 80 % vor. Die Erzeugungskapazität soll von rund 1.238 MW auf 3.500 MW erhöht werden. Das Stromnetz von rund 2.353 km auf 4.354 km ausgebaut und eine Pro-Kopf-Erhöhung des Stromverbrauchs von 100 kWh auf 578 kWh sowie eine Verbesserung des Zugangs der Bevölkerung zu Elektrizität auf 60 % erzielt werden. 2019 lag diese noch bei nur bei 22 %.

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