Hybridkraftwerke mit PV und DC-gekoppelten Speichern: Flexibilisierung im Stromsystem

Lukas Moog

Wie gelingt die erfolgreiche Umsetzung von Innovationsprojekten in der Praxis? Lukas Mogg von Green Energy 3000 kennt die Antworten. Innerhalb von zwei Jahren wurden vier Hybridanlagen in vier Bundesländern realisiert.

Der aktuell größte Hybridpark mit Photovoltaik und DC-gekoppeltem Batteriespeicher in Deutschland, Gardessen I (Niedersachsen), ist seit März 2025 in Betrieb. Zusammen mit Großschirma I (Sachsen), Schnaittenbach II (Bayern) und Maulbeerwalde IV (Brandenburg) sind insgesamt 26,2 MWp PV-Leistung und 16 MWh Batteriespeicher installiert.

Hybridanlagen kombinieren Photovoltaik mit Batteriespeichern: Überschüssig erzeugte Solarenergie kann gezielt zwischengespeichert und zu Zeiten hoher Börsenstrompreise wieder eingespeist werden. Das ermöglicht Arbitrage-Geschäfte, schützt vor Verlusten bei negativen Preisen und trägt zur Entlastung der Stromnetze bei.

Im Interview erzählt Lukas Mogg, wie wichtig die enge Zusammenarbeit mit Technologiepartnern ist und welche Rolle erfahrene Vermarkter im Energiemanagement spielen. Er spricht außerdem über Herausforderungen und Chancen als Pionier im Umgang mit Netzbetreibern und Genehmigungsbehörden.

 

Lukas, innerhalb von zwei Jahren habt ihr vier Hybridanlagen in vier Bundesländern realisiert. Welche Erkenntnisse habt ihr dabei aus den technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen gewonnen?

Technisch hat sich gezeigt, wie wichtig eine enge Abstimmung mit unseren Zulieferern ist. Durch die intensive Zusammenarbeit konnten wir über die Jahre hinweg Konzepte entwickeln und optimieren, die sowohl unsere als auch die Anforderungen unserer Partner bestmöglich berücksichtigen. Die vier gemeinsam mit SMA und TESVOLT realisierten Projekte haben unsere Abläufe weiter verbessert, sodass wir neue Anlagen nun noch effizienter planen und umsetzen können.

Wirtschaftlich liegt ein entscheidender Erfolgsfaktor in der Wahl des richtigen Vermarkters. Hybridanlagen sind komplexe Systeme, deren wirtschaftlicher Erfolg maßgeblich von einer intelligenten Steuerung abhängt. Ein erfahrener Vermarkter, der die Steuerung optimal übernimmt, ist daher essenziell, um das Potenzial der Anlagen bestmöglich auszuschöpfen.

Gardessen I ist aktuell Deutschlands größter Hybridpark mit PV und DC-gekoppeltem Batteriespeicher. Foto: Green Energy 3000

 

Und welche regulatorischen Herausforderungen gab es?

Regulatorisch haben wir festgestellt, dass die Genehmigungsprozesse von Bundesland zu Bundesland stark variieren. Während in manchen Regionen klare Vorgaben bestehen, mussten wir in anderen Fällen unsere Vorhaben detailliert erklären und begründen. Hier wäre eine einheitlichere Regelung auf Bundesebene wünschenswert, insbesondere wenn es darum geht, Batteriespeicher baurechtlich zu privilegieren. Einheitliche Vorgaben könnten Genehmigungsverfahren vereinfachen und die Realisierung neuer Projekte beschleunigen.

 

Wie hat sich denn die Zusammenarbeit mit den zuständigen Verteilnetzbetreibern vor Ort gestaltet, waren hier ebenfalls konkrete Herausforderungen zu lösen?

Eine zentrale Herausforderung in der Zusammenarbeit mit den Verteilnetzbetreibern war, dass wir als Vorreiter im Ausbau von Batteriespeichern oft die Ersten waren, die mit solchen Projekten an die Netzbetreiber herangetreten sind. Da es in vielen Fällen keine etablierten Prozesse gab, hatten die Netzbetreiber selbst noch wenig Erfahrung mit der Integration von Batteriespeichern.

Dies führte dazu, dass unsere Projekte nicht priorisiert wurden oder wir mit unrealistischen Anforderungen konfrontiert wurden, die in der Praxis kaum umsetzbar waren. Viele Prozesse und Vorgehensweisen mussten daher erst in Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern entwickelt werden. Dieser Pionierstatus hat uns zwar vor Herausforderungen gestellt, aber auch zu klareren Strukturen für zukünftige Projekte beigetragen.

 

Und welche spezifischen technischen Anforderungen sind für die erfolgreiche Umsetzung eines hybriden PV-Speicher-Projekts nach der EEG-Innovationsausschreibung entscheidend?

In den zwei Jahren wurde die Inno-Ausschreibung mehrfach reformiert und wir hatten unterschiedliche Voraussetzungen für die Projekte. Es kommt darauf an, genau zu wissen, was die Anforderungen sind (weil sie sich so oft geändert haben) und dann technische Lösungen dafür zu finden.

Für eine optimale Abstimmung zwischen PV-Anlage und Speicher ist zudem eine enge Zusammenarbeit aller Partner essenziell. Die jeweiligen Voraussetzungen müssen frühzeitig geklärt werden, damit die Komponenten reibungslos zusammenspielen. Da viele Vorgaben durch die EEG-Innovationsausschreibung festgelegt sind, bleibt nur begrenzter Spielraum.

 

Wie sieht aus deiner Sicht die technische Bedeutung von Flexibilitätslösungen aus – eher auf lokaler Ebene, oder ist es wichtiger, Flexibilität in einem nationalen oder europäischen Kontext zu betrachten?

Die Bedeutung von Flexibilitätslösungen hängt von der jeweiligen Ebene ab. Wir von Green Energy 3000 sehen das Thema vor allem lokal, um unsere Anlagen sinnvoll in Betrieb nehmen zu können. Gleichzeitig müssen aber auch Deutschland und die EU klare Rahmenbedingungen und Anreize für Batteriespeicher schaffen. Beide Ebenen sind wichtig – jede auf ihre Weise.

Schafe übernehmen in Gardessen die Rasenpflege unter den PV-Modulen. Foto: Green Energy 3000

 

Wie setzt ihr Energy Shifting technisch und wirtschaftlich um, um sowohl eine hohe Effizienz als auch eine optimale Wirtschaftlichkeit sicherzustellen?

Ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Umsetzung von Energy Shifting ist ein erfahrener Vermarkter, der genau steuert, wann Energie in den Speicher eingespeist oder wieder abgegeben wird. Durch eine intelligente Steuerung kann die Energie gezielt zu Zeiten hoher Preise ins Netz eingespeist werden, was sowohl die Effizienz als auch die Wirtschaftlichkeit der Anlage optimiert.

Grundsätzlich muss jedoch in sonnen- und windarmen Zeiten Strom importiert werden, da unsere Anlagen dann keinen PV-Strom produzieren können. Der Vermarkter kann jedoch auf die gespeicherte Energie im Batteriespeicher zurückgreifen, um den Strompreis in solchen Situationen wieder zu senken.

 

Was sind die wichtigsten Einflussfaktoren beim Gebotswert? Und welche Überlegungen spielen bei der Festlegung des Gebotswerts eine Rolle?

Selbstverständlich können wir an dieser Stelle nicht unser ganzes Erfolgskonzept verraten. Aber so viel sei gesagt: Eine durchdachte Strategie erfordert immer eine Kombination aus Analyse und taktischem Vorgehen, um den optimalen Gebotswert zu ermitteln.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Lukas.

 

Foto von Experte Lukas MoogZur Person

Nach seinem Studium Energie- und Umwelttechnik (B.Eng.) und Nachhaltige Energiesysteme (M.Sc.) ist Lukas Mogg direkt als Elektroplaner bei Green Energy 3000 gelandet. Nach einigen Jahren als stellvertretender Leiter der Planungsabteilung ist er heute als Abteilungsleiter für die technische Projektrealisierung zuständig. Seit 2018 ist er im Bereich Batteriespeicher aktiv und nahm 2021 an der ersten Innovationsausschreibung teil. Nebenbei engagiert er sich mit Experten-Vorträgen an der HTWK Leipzig und betreut Abschlussarbeiten von Studierenden.

 

Über Green Energy 3000

Als Investor und Projektentwickler im Bereich Erneuerbare Energien, kann die Green Energy 3000 Holding auf langjährige internationale Erfahrungen in den Bereichen Standortauswahl und -akquisition, Planung und Projektierung, Einkauf und Finanzierung, Errichtung sowie technische und kaufmännische Betriebsführung inklusive Wartungsservice zurückgreifen.

 

Innovationsausschreibungen nach dem EEG

Die Bundesnetzagentur führt seit 2020 Innovationsausschreibungen zweimal im Jahr durch, jeweils am 1. Mai und am 1. September. Sie richten sich an Anlagenkombinationen aus Erneuerbaren Energien (EE) sowie an Zusammenschlüsse aus EE-Anlagen und Speichern wie beispielsweise PV-Kraftwerk + Batteriespeicher.

Als gesetzliche Grundlagen für die Innovationsausschreibungen gelten die Regelungen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG2021, insbesondere §§ 28 bis 35a und 39n) sowie der Verordnung zu den Innovationsausschreibungen (InnAusV).

Gefördert werden sollen laut EEG „besonders netz- oder systemdienliche technische Lösungen, die sich im technologieneutralen wettbewerblichen Verfahren als effizient erweisen“. So kann der Einsatz von Speichern in Kombination mit unterschiedlichen erneuerbaren Energien (Photovoltaik, Wind etc.) dazu beitragen, die bestehende Netzinfrastruktur besser auszulasten, Lastspitzen von Photovoltaik und Wind aufzufangen und das öffentliche Stromversorgungsnetz zu stabilisieren.

https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Ausschreibungen/Innovation/start.html

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