Vision 2050: Vollversorgung mit Erneuerbaren

Wir schreiben das Jahr 2050. Windkraft und Photovoltaik sind auf eine Spitzenleistung von 300 GW ausgebaut worden und die Kapazitäten werden ständig erweitert. Deutschland war das erste Land der Welt, das sich in der Stromerzeugung von fossilen Brennstoffen unabhängig gemacht hat – und hat damit weltweit Maßstäbe gesetzt. Das war nicht allein der Verdienst weniger Großunternehmen oder der Politik, sondern jeder Bürger hat dazu beigetragen!

Strompreise

Die Strompreise sind seit 20 Jahren nicht mehr gestiegen. Durch ein Überangebot an erneuerbaren Energien fallen sie sogar gerade wieder. Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen Strom mit weniger als 30 ct/kWh noch bezahlbar ist. Andere Ländern haben mittlerweile Strompreise, die mit 50-60ct / kWh astronomische Höhen erreicht haben, da dort noch lange auf fossile Energiequellen gesetzt wurde.

Bei uns haben besonders die Geringverdiener große Vorteile durch die erneuerbare Energieversorgung. Die Photovoltaik macht Strom um die Mittagszeit besonders günstig. Seit die Energieversorger dynamische Tarife im Minutentakt anbieten, kann jeder Strom zu günstigen Tageszeiten nutzen. Haushalte, in denen das Geld für neue, energiesparende Geräte nicht zur Verfügung steht, können die großen Geräte gezielt in der Mittagszeit betreiben und dadurch die Stromkosten senken.

 

Der Wettlauf um die Erneuerbaren Energien

Die Welt hat die Entwicklung Deutschlands in den vergangenen Jahren gebannt beobachtet – heute befinden sich die Länder der Erde in einem Wettlauf über den größten Anteil erneuerbarer Energien. Jedes Land möchte seinerseits die wirtschaftlichen Vorteile erschließen, die mit einer erneuerbaren Energieversorgung zusammen hängen. Das Geld bleibt im Land und in der Region, und kommt so der lokalen Kaufkraft zugute. Des Geld wandert nicht mehr an Lieferanten von Öl und Gas, und dient auch nicht mehr der Generierung immenser Gewinne von Großkonzernen.

 

Der Speicher: Erdgas

2020 wurde in Deutschland begonnen, in großen Maßstab Methanisierungsfabriken zu errichten. Diese Fabriken sorgen dafür, das Überschüsse in der Stromerzeugung in Gas umgewandelt werden. Dieses Gas kann langfristig im vorhandenen Erdgasnetz gespeichert werden. So kann zu sonnigen und windigen Zeiten Gas erzeugt und im Gasnetz eingelagert werden. In den Wintermonaten wurden bis etwa 2030 hauptsächlich Gaskraftwerke genutzt, um den fehlenden Strom mit Hilfe von erneuerbar erzeugtem Gas (EE-Gas) zu erzeugen.

Durch die allgemeine Ressourcenverknappung haben auch die Heizölpreise unerträgliche Dimensionen angenommen. Daher wurde das Heizen größtenteils auf kleine Blockheizkraftwerke in den Privathäusern umgestellt, die mit erneuerbar erzeugtem Methangas betrieben werden. Diese kleine Kraftwerke im Keller der Häuser erzeugen heute den benötigten Strom für das eigene Haus und die Nachbarschaft, wenn Wind und Sonne Pause machen. Gleichzeitig erzeugen diese Anlagen auch die Heizwärme, sodass das Gas sehr viel effizienter eingesetzt werden kann als es früher der Fall war. In den alten Gaskraftwerken wurde ein Großteil der Energie in Form von Abwärme ungenutzt in die Umwelt abgegeben – heute wird diese Wärme in den Haushalten genutzt.

Auch der Transportbereich hat das EE-Gas für sich entdeckt. Heute nutzen PKWs und LKWs das EE-Gas als Treibstoff. Auf Kurzstrecken wie dem täglichen Pendlerverkehr setzen sich auch immer mehr batteriebetriebene Kleinwagen durch, die den Strom ohne Umwandlung in Gas direkt speichern können.

 

Bioenergie sorgt für Ausgleich von Bedarfsspitzen

Der Vorteil der Bioenergie liegt vor allem in der Speicherbarkeit der Energieträger. Daher sorgt Bioenergie heute besonders für die ständigte Verfügbarkeit des Stroms. Wenn die Sonne nicht scheint, und der Wind nicht weht, sorgen Biogasanlagen und Biomassekraftwerke für die Erzeugung der fehlenden Energiemengen.

Früher wurde in Biogasanlagen besonders Mais als Energielieferant genutzt. Damit standen große landwirtschaftliche Flächen nicht mehr dem Nahrungsmittelanbau zur Verfügung. Heute werden vorwiegend organischen Reststoffe wie Abfallprodukte aus der Landwirtschaft und Algen als Energielieferanten genutzt.

Neben der Stromerzeugung wird Bioenergie auch genutzt, um Heizwärme und Treibstoff zu gewinnen.

 

Strom wird intelligent verbraucht
Sunny Home Manager - Energiemanagement für Privathaushalte

Sunny Home Manager – Energiemanagement für Privathaushalte

Intelligente Energiemanager sorgen dafür, dass Maschinen und Haushaltsgeräte dann laufen, wenn günstige Energie verfügbar ist. So werden größere Haushaltsgeräte automatisch in sonnen- oder windreiche Zeiten gelegt. Denn Strom, der nicht gespeichert werden muss, ist am günstigsten.

Darüber hinaus sorgt der Energiemanager auch für Transparenz. Energiefresser werden sichtbar und der Nutzen eines Austauschs berechenbar. Vor 40 Jahren wussten die Menschen höchstens, wie viel Strom das Haus im Jahr verbraucht. Heute weiß jedes Kind, wie viel Energie die Kinderzimmerlampe braucht, und wie viel der Fernseher.

Bei Engpässen im Netz durch zu viel oder zu wenig Strom dienen die in jedem Haushalt installierten Energiemanager als Krisenkoordinatoren. Sie schalten im Notfall nicht unbedingt benötigte Lasten ab oder sie schalten die Ladung von Speichern zu, um kritische Netzsituationen zu entschärfen.

 

Die Rolle der Energieversorger

Früher gab es große Firmen – sogenannte Energieversorger. Ihr Geschäftsmodell bestand zu einem sehr großen Teil aus der Erzeugung von Strom. Mit der Energiewende fiel dieses Geschäftsmodell weg. Heute gibt es diese Firmen noch immer, aber ihre Aufgaben haben sich verändert. Sie sorgen für die Koordinierung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Sie bieten Dienstleistungen, um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien mit dem Endkunden abzurechnen. Sie halten Erzeugungskapazitäten vor, um Engpässe auszugleichen, was aber immer weniger nötig ist. Darüber hinaus kümmern sie sich um den umweltfreundlichen Rückbau der alten Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke. Daraus ist ein ganz neuer Dienstleistungssektor im Energiebereich entstanden, in dem viele Menschen arbeiten.

 

Nur eine Vision?

Photovoltaik und Windkraft decken bereits heute große Teile des Strombedarfs. Batteriespeicher werden bereits gerne in Regionen mit unstabilen Netzen eingesetzt – auch Batteriespeicher zur Erhöhung des Eigenverbrauchs von Solarstrom kann man bereits kaufen. Energiemanagement-Systeme und Nano-BHKWs gibt es bereits am Markt. Eine Pilotanlage für Methanisierung ist bereits in Betrieb.

Nur eine Vision? Vermutlich nicht. Die Zukunft beginnt jetzt – jeden Tag werden durch neue Technologien die Grundlagen gelegt, um eine solche Zukunft zu ermöglichen. Computer waren früher etwas für Technik-Freaks. Heute sind wir umgeben von Computern – im Auto, im Handy, im Fernseher (und sogar in der Fernbedienung).

Ich bin überzeugt, wir werden genau diese Entwicklung auch im Energiebereich sehen. Die Photovoltaik ist bereits seit langem in der Mitte der Gesellschaft angekommen und ist zu einer tragenden Säule der Energieversorgung geworden. Der nächste logische Schritt ist, durch Koordination der Teilnehmer im Energiemarkt die Netze zu entlasten. Heute ist das Energiemanagement noch etwas für technisch Begeisterte und für Menschen, die möglichst unabhängig werden und ihren Strom selbst nutzen wollen.

Oder wird doch alles anders? Wir werden sehen 🙂 Ich freue mich darauf, denn wir sind auf dem richtigen Weg, unseren Kinder eine Zukunft mit jederzeit bezahlbarer, verfügbarer und sauberer Energie zu hinterlassen.

 

Habt ihr auch eine Vision über die Energie im Jahre 2050? Ich freue mich sehr auf eure Kommentare!

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This article was published in 2017. As we are constantly developing our solutions, there may be newer or additional options for the tips and techniques in this article.

4 Kommentare
  1. Wolfgang Ley
    Wolfgang Ley sagte:

    Ein Artikel, dem ich nur zustimmen kann. Leider werde ich das (vom Alter her) nicht mehr mitbekommen, aber das ist der richtige Weg. Vermutlich wird es noch viel früher zu diesem Szenario kommen, da bei den gewaltigen Fortschritten in der Technologie noch Überraschungen möglich sind, hoffentlich keine negativen. Viel wichtiger ist jedoch der Fortschritt in den Köpfen der Menschen, z.B. die Ablehnung der AKWs. Da ist jedoch die Zeit von Vorteil, die heutigen Betonköpfe gibt es 2050 garantiert nicht mehr.
    Erfreut bin ich von der Reaktion anderer Länder auf unsere Energiewende, z.B. ist der Solar-Anteil an der Stromversorgung in Italien schon höher als bei uns und selbst in China ist ein Umdenken an harten Zahlen zu erkennen.
    Unserer heutigen bald vergreisten Politikergeneration fehlt das Fachwissen und der „Durchblick“, wie wir in Stuttgart sagen würden, den Wandel im Kopf auszuführen. Da werden unnötigerweise lieber europaweit Banken und Geldadel „gerettet“, statt Geld in Forschung und Bildung zu stecken. Denn die Bildung unserer heutigen Jugend soll uns ja im Jahre 2050 mit Technologie und Fortschritt überleben lassen.
    Auch die schärfsten Kritikern der Wende sollten sich mal Zahlen ansehen: Für ein Viertel des Gesamtstrombedarfs unseres Landes reichten 2012 schon erneuerbare Energien, es mussten dafür weder Gas, Öl, Atom oder Kohle eingeführt werden, es wurden Millionen Tonnen Kohlendioxyd eingespart. Die Investitionskosten für EEG erscheinen dagegen gering, vor allem wenn man sie auf 20-30 Jahre Laufzeit umrechnet.
    Die Stromkosten sind auch vor der Wende gestiegen, die Politik hat es fein hinbekommen, dass heute die Hälfte der Kosten einer Kilowattstunde nur aus Steuern und Abgaben bestehen, siehe auch Benzin- oder Ölpreis.
    In der Hand unserer Politiker liegt auch eine vorzeitige Kürzung von Subventionen, wir wurden schon oft belogen, da kommt es auf diese eine zusätzliche Mal auch nicht an, es würden vermutlich sogar mehr Wählerstimmen dabei gewonnen.

    Antworten
    • Christian Höhle
      Christian Höhle sagte:

      Hallo Marlies,

      das wird die Zukunft zeigen – vielleicht verändert sich der Mediensektor genau so dynamisch wie der Energiesektor. Bis 2050 sind sicher noch einige Überraschungen zu erwarten 😉

      Sonnige Grüße,
      Christian

      Antworten

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