Google Maps für Solarenergie: Potenzial ist enorm

NYC Solar Map LiDAR, Sustainable CUNY

Google Maps für Solarenergie: So lautet das Vorhaben der Australian PV Association (APVA). Der australische Photovoltaik-Verband entwickelt gegenwärtig eine interaktive Benutzeroberfläche zum Anzeigen von Solarkarten und arbeitet dafür mit Energieversorgern, den entsprechenden Interessengruppen und Universitäten zusammen. Die Karte soll dreidimensionale Solarmodelle mit verschiedenen Datenebenen verknüpfen und so anzeigen, wo Gebiete liegen, die potenziell zur Nutzung von Photovoltaik geeignet sind, wo überall Solarstrom erzeugt wird und wie die Photovoltaik in Australien wächst.

Von den mithilfe der Solarkarten ermittelten Daten werden Hausbesitzer, Installateure, Energieversorger, Stadtplaner und politische Entscheidungsträger vor Ort gleichermaßen profitieren. Aber wird Australien auch das ganze Potenzial dieses Instruments nutzen und einen nachhaltigen Markt für Solarenergie im Land aufbauen?

 

Vorreiter New York City

Vorreiter bei der Entwicklung von Solarkarten ist die City University of New York (CUNY). Die Leiterin des universitätseigenen Nachhaltigkeitsprojekts, Tria Case, hielt vor kurzem auf einem von der APVA organisierten Workshop zum Thema Solarkarten in Sydney einen Vortrag, bei dem sie die Erfahrungen und praktischen Erkenntnisse der Universität schilderte.

Bei der Karte handelt es sich um ein interaktives Online-Tool, mit dem die Nutzer das Solarenergie-Potenzial sämtlicher Gebäude in den fünf New Yorker Bezirken ermitteln können. Dazu müssen sie lediglich eine Adresse eingeben. Das Angebot ist Teil einer Kampagne, mit der mehr New Yorker für die Installation von PV-Anlagen auf Dächern gewonnen werden sollen. Schließlich wissen die meisten Hausbesitzer nicht, wie viel Solarstrom auf ihren Dächern erzeugt werden könnte, wo andere Anlagen in ihrer Gegend installiert wurden (und von wem), wie viel eine Anlage kostet und inwieweit sie sich günstig auf die Stromrechnung auswirken könnte.

Die Solarkarte für New York City zeigt nun bestehende PV-Anlagen an, gibt in Echtzeit Auskunft über die in der ganzen Stadt erzeugte Solarenergie und ermöglicht Nutzern eine Schätzung der Kosten und Zulagen sowie des Amortisierungszeitraums für ihre Investition in eine PV-Anlage. Im letzten Jahr verzeichnete der PV-Markt von New York City einen höheren Zuwachs als der des Landes, woran die Solarkarte zweifelsohne maßgeblich beteiligt war.

 

Technik

Die Solarkarten der ersten Generation wurden anhand einer Analyse von zweidimensionalen Luftaufnahmen erstellt, wie sie auch bei Google Maps zu finden sind. Inzwischen aber können mithilfe modernster Technik dreidimensionale Modelle von Orten und Städten konstruiert werden. Die luftgestützte so genannte LiDAR-Technik (LiDAR: Light Detection and Ranging) ist eine Methode zur optischen Fernerkundung, bei der die Eigenschaften von Streulicht gemessen werden, um so den Abstand und weitere Informationen zu einem entfernten Objekt zu ermitteln.

Quelle: NYC Solar Map LiDAR, Sustainable CUNY

Quelle: NYC Solar Map LiDAR, Sustainable CUNY

Anhand dieser Daten werden dann digitale Höhenmodelle von städtischen Gebieten mit hoher räumlicher Auflösung erstellt. Gleichzeitig können mit diesen Daten die Auswirkungen von Hindernissen auf die Sonneneinstrahlung genau bestimmt, Dachneigungen ermittelt und die Größe eines für eine PV-Anlage geeigneten Dachbereichs veranschlagt werden.

Anschließend werden diese topographischen Daten mit Wetter- und Finanzdaten verknüpft. Die Wetterdaten geben an, wie viel Sonneneinstrahlung für eine bestimmte PV-Anlage zur Verfügung steht, während die dritte Datenebene – Daten zu Finanzen und Zulagen – Auskunft über den wirtschaftlichen Aspekt einer Anlage gibt, zum Beispiel zu Installationskosten und Strompreisen.

Australien aber sollte über diese drei Ebenen hinausgehen und weitere Merkmale berücksichtigen. Der australische Verband APVA regt zum Beispiel an Links zu Installateuren vor Ort, aktuelle Berichte und Reportagen, Informationen zu Genehmigungsverfahren sowie einen Zulagen-Rechner zur Verfügung zu stellen. Werbung ist das Wichtigste, so die Maxime der APVA: Je mehr etwas beworben wird, desto mehr Verbraucher glauben daran – in diesem Fall hoffentlich an Photovoltaik.

Nutzertypen
1) Hausbesitzer

Für den Hausbesitzer sollte eine Solarkarte eine Quelle der Information sein. Dieser Nutzertyp kann Solarkarten verwenden, um eine vollständige Bewertung des PV-Potenzials seines Hauses vorzunehmen. So kann ein Hausbesitzer den tatsächlichen Wert einer Umstellung auf Photovoltaik berechnen, nämlich die potenzielle Energieersparnis sowie die Rendite. Die Karten vermitteln eine allgemeine Vorstellung davon, wo der Anteil von Photovoltaik steigt und könnten bei der Beseitigung des Mythos helfen, dass PV-Anlagen teuer und nur etwas für reiche Viertel sind. Bei diesem Nutzertyp geht es also wirklich um Aufklärung.

 

2) Energieversorger

Weiterhin werden die Daten besonders für Energieversorger von Nutzen sein. Hier sollte Australien eng mit den Energieunternehmen zusammenarbeiten, damit das Projekt auch ein Erfolg wird. Mit den Daten können Energieversorger die Auswirkungen der Erzeugung von Solarstrom auf die Netzzuverlässigkeit überprüfen, Solarstrom in ihre Konzepte für ein intelligentes Netz aufnehmen und Netzmanagementfunktionen auf der Nachfrageseite verbessern. Daneben können Energieversorger die Verteilung von Projekten in ihrem jeweiligen Gebiet prüfen, eine zukünftige Ballung bei der Verteilung vorhersagen und eine bessere Infrastruktur errichten, um Probleme bei Angebot und Nachfrage zu beheben.

 

3) Installateure

Installateure wiederum können ermitteln, auf welche Bereiche sie ihre geschäftlichen Aktivitäten konzentrieren sollten. Mithilfe der Solarkarten können sie ihr Marketing und ihre Maßnahmen zur Kundengewinnung verbessern und vielleicht sogar ihre Dienstleistungen direkt bewerben, sollte eine derartige Funktion integriert werden. Eine gute Funktion wäre auch, wenn Installateure mit der australischen Karte Daten extrahieren könnten, um so gezielt E-Mail-Verteiler für Grundstücke mit hohem PV-Potenzial aufzusetzen oder Rendite-Modelle für potenzielle Kunden zu entwickeln.

Die entsprechenden Interessengruppen schließlich werden in die Lage versetzt, die tatsächliche PV-Erzeugung in Gebieten mit eingeschränkter Netzanbindung zu analysieren. Damit könnte den Daten bei der Erarbeitung von Richtlinien und Programmen für den PV-Bereich eine wichtige Rolle zukommen.

 

Fazit

Solarkarten haben das Potenzial, eine entscheidende Rolle bei der Schaffung eines nachhaltigen Marktes für Solarenergie zu spielen. Sie können bei informationspolitischen Entscheidungen helfen, die technologische Entwicklung befördern, die Produktionskapazitäten erhöhen und die Solarenergie im gesamten Land weiter etablieren. Australien muss dabei sicherstellen, dass das Tool über umfangreiche Daten verfügt und gleichzeitig dafür sorgen, dass alle Parteien offen und nachhaltig zusammenarbeiten.

Dank Solarkarten nutzen amerikanische Gemeinden bereits ihr Solarpotenzial sowie die damit verbundenen finanziellen und ökologischen Vorteile aus. Solarkarten können tatsächlich dazu beitragen, dass das Ziel einer Förderung des Marktes für erneuerbare Energie erreicht wird. Deshalb möchten wir nicht, dass die australische Solarkarte im virtuellen Bücherregal verstaubt.

 

Zum Nachhaltigkeitsprojekt der CUNY

 

2 Kommentare
  1. stromgraf
    stromgraf sagte:

    Die Solarkarte von NYC finde ich sehr gelungen. Auch in Deutschland gibt es ähnliche Projekte. So hat beispielsweise die Stadt Leipzig vor kurzem ein Solarkataster (http://www.solardachkataster.leipzig.de/) veröffentlicht, mit dessen Hilfe jeder Bürger das Potential von Photovoltaik und Solarthermie auf seinem Dach und in der Umgebung erkunden kann.
    Die Möglichkeiten sind aber noch viel größer! Warum nicht neben dem Potential und Livedaten der erneuerbaren Energien auch Informationen über den energetischen Zustand der Gebäude veröffentlichen? So können sich Mieter über die Gebäudesubstanz informieren, Investoren schneller Entscheidungen treffen und Solarteure, Energieberater, HLS-Unternehmen gezielt potentielle Kunden ansprechen. Zusammen mit dem Institut für Angewandte Informatik e. V. und dem NEU e.V. in Leipzig erarbeiten wir gerade an der Realisierung einer solchen Karte. Wer möchte, kann sich hier über das Projekt informieren: http://leipzig-data.de/energiekarte/

    Es grüßt

    der stromgraf

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