Elektroschrott: Wiederverwerten statt wegwerfen

SMA Elektroschrott

2019 sind weltweit über 53 Mio. Tonnen Elektroschrott angefallen. Das entspricht dem 100-fachen Gewicht des größten Hochhauses der Welt, dem Burj Khalifa. Eine Folge steigenden Konsums, der fortschreitenden Digitalisierung unseres Lebens und der sinkenden Lebensdauer von Elektrogeräten. Aber Elektroschrott enthält neben Stoffen, die unserer Gesundheit und der Umwelt schaden, auch wertvolle Rohstoffe, die nachhaltig wiederverwertet können.

Aktuell werden jährlich nur rund 17 Prozent des weltweit anfallenden Elektroschrotts wiederverwertet. Der Rest lagert zum großen Teil entweder auf Deponien oder wird verbrannt. Manchmal verschwindet er auch auf dubiosen Wegen, wird durch Zwischenhändler in Länder verkauft, deren Entsorgungsstandards sehr niedrig sind.

Für 2030 werden 74 Mio. Tonnen Elektroschrott prognostiziert, 40 % mehr als 2019

Die Situation in Deutschland? Besser als der Durchschnitt – mit viel Luft nach oben

In Deutschland ist die Situation – auch aufgrund strenger Gesetze – mit einer Recyclingquote von 45 Prozent besser. Aber warum erreichen wir keine höhere Quote? Ein wesentlicher Grund liegt darin, dass Elektrogeräte durch uns Verbraucher nicht richtig entsorgt werden und leider viel zu häufig immer noch im gewöhnlichen Abfall landen.

Zusammensetzung Elektroschrott

Es gibt viele gute Gründe, den Anteil des Elektroschrotts zu minimieren und die Recyclingquote zu erhöhen. Ein wesentlicher Aspekt ist die Umwelt- und Gesundheitsgefahr. Elektroschrott kann ausgesprochen giftige Substanzen enthalten. Manche Geräte enthalten Quecksilber, Blei, Cadmium, Arsen oder Beryllium. Werden diese Materialien nicht fachgerecht entsorgt, sondern verbrannt, kann dies zu ernsthaften Gesundheitsschäden führen. Wir kennen die Bilder von Kindern aus Entwicklungsländern, die unseren Elektroschrott verbrennen, um an die wertvollen Stoffe zu gelangen.

Recycling lohnt sich

Gleichzeitig enthält Elektroschrott aber auch viele wertvolle Materialien. Zur Veranschaulichung hier einmal dargestellt, welche Mengen an wertvollen Rohstoffen eine Million Handys enthalten: ca. 35 kg Gold, ca. 350 kg Silber, ca. 15 kg Palladium, ca. 15 kg Kupfer.

Smartphonerucksack

 

Es lohnt sich also, die vielen wertvollen Stoffe im Schrott zur Herstellung neuer Elektronikkomponenten zu nutzen. Das reduziert nicht nur die Abfallmenge, sondern auch den Bedarf an Rohstoffen. Nicht zu vergessen: Der Rohstoffabbau hat oft negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen. Wiederverwertung schützt also auch sensible Ökosysteme, senkt den Energieverbrauch zur Förderung von Rohstoffen und vermeidet Menschenrechtsverletzungen in Schwellenländern.

Recycling fängt beim Produktdesign an

Als Verbraucher haben wir es in der Hand, wie wir mit unseren Elektrogeräten nach der Nutzungsphase umgehen. Mindestens genauso wichtig ist es allerdings, dass sich auch die Hersteller ihrer Verantwortung bewusst sind. Und das beginnt bereits beim Design der Elektrogeräte. Denn schon dabei entscheidet sich, wann das Gerät als Elektroschrott endet und wie die enthaltenen Materialien wiederverwendet werden können.

Die durchschnittliche Handynutzung liegt bei ca. 18 Monaten.

Auch wenn es so etwas wie geplante Obsoleszenz, also den Ausfall von Geräten nach einer kurzen Nutzungsdauer, gesetzlich gar nicht geben darf, planen manche Anbieter sogar genau so etwas in ihrer Strategie mit ein. Verbraucher denken dann häufig, dass sie besonders günstige Geräte kaufen. Dabei ist es eindeutig die bessere Alternative, qualitativ hochwertige und damit langlebigere Produkte zu kaufen. Denn hier legen die Hersteller einen Fokus darauf, der Ressourcenverschwendung durch eine Verlängerung der Nutzungsdauer entgegenzuwirken.

Das ist auch ein entscheidender Aspekt für SMA. Das Thema Qualität und Langlebigkeit der Wechselrichter wird bereits bei ihrem Design berücksichtigt. Denn die Rechnung ist ganz einfach: Geräte, die doppelt so lange genutzt werden können, bedeuten nur halb so viel Elektroschrott.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Reparaturfähigkeit. Viele Produkte lassen sich heute gar nicht mehr reparieren. Das führt dazu, dass trotz kleinster Schäden oft komplette Geräte weggeworfen werden müssen.

Hier stehen die Unternehmen in der Verantwortung, Produkte so zu designen, dass sie gut repariert und gewartet werden können. Ein wichtiger Punkt, den auch SMA beherzigt. Seit vielen Jahren nehmen wir defekte Wechselrichter zurück, reparieren sie wo möglich und geben sie in unser Lager mit Austauschgeräten. Dieses sorgt wiederum dafür, dass Kunden im Servicefall direkt ein wieder aufbereitetes Ersatzgerät erhalten. Zudem bietet SMA auch verstärkt den Baugruppentausch vor Ort an. So wird vermieden, dass komplette Geräte entsorgt werden müssen. Lediglich das defekte Bauteil wird getauscht.

Design for Recycling

Werden Produkte so designt, dass eine Reparatur gut möglich ist, können die Produkte nach der Nutzungsphase auch einfacher recycelt werden. Hier sprechen wir von Design for Recycling. SMA hat sich hierzu ehrgeizige Ziele gesetzt: So sollen bis 2025 unsere Produkte 90 Prozent recyclingfähige Bauteile enthalten. Gleichzeitig arbeiten wir daran, den Anteil der eingesetzten Sekundärrohstoffe in unseren Wechselrichtern kontinuierlich zu erhöhen – und den Anteil an kritischen Stoffen zu reduzieren. Denn sie sind nicht nur bei der Herstellung und Nutzung von Elektrogeräten fragwürdig. Auch die Gewinnung und Entsorgung dieser Stoffe sind problematisch. Oft verhindern sie, dass Bauteile wiederverwertet werden können. Damit stehen Sie unserem Ziel entgegen: am Ende der Nutzungsdauer unserer Wechselrichter einen größtmöglichen Materialanteil als Sekundärrohstoffe in den Stoffkreislauf zurückzuführen.

 

Handy-Recycling fördert NABU-Projekte

Ausgediente Handys wiederaufzubereiten, möglicherweise auch zu reparieren, steht im Vordergrund einer Initiative des Naturschutzbund Deutschland (NABU). SMA hat sich dieser Initiative angeschlossen und Sammelboxen für ausgediente Handys aufgestellt.Handyspendenbox SMA
Durch die Handysammlung erhält der NABU einen jährlichen Zuschuss von seinem Partner Telefónica, an den die Handys zurückgegeben werden. Dieser jährliche Betrag erhöht sich, wenn beim Recyclingpartner AfB (Arbeit für Menschen mit Behinderung) gemeinnützige GmbH zunehmend mehr Handys wiederaufbereitet und verkauft werden. Der NABU profitiert dann von den Umsatzerlösen von AfB. Das Geld daraus fließt in vom NABU geförderte Insektenschutzfonds. So generieren wir mit Elektroschrott noch einen zusätzlichen Nutzen für unsere Umwelt.

 

Und was kann ich tun?

  • Jedes Gerät, das in irgendeiner Form mit Elektronik ausgestattet ist, gehört nicht in den Hausmüll, sondern zum Recyclinghof. Die Entsorgung ist hier kostenlos. Oft nehmen auch Behindertenwerkstätten Elektrogeräte an.
  • Spende alter Elektrogeräte: Dafür gibt es verschiedene Organisationen, die beispielsweise alte Handys sammeln und die Erlöse dann für die Förderung von Umweltprojekten nutzen. NABU.de/handyrecycling
  • Alte Elektrogeräte gehören nicht in Schubladen oder auf den Dachboden.
  • Entscheidung für langlebige und qualitativ hochwertige Produkte. Langfristig ist das auch die günstigere Variante.
  • Prüfen, ob das kaputte Elektrogerät noch zu reparieren ist. Dafür gibt es zum Beispiel Repair-Cafes.
  • Es gibt viele Produkte, beispielsweise Kinderspielzeug, mit kleinen elektronischen Funktionen, die nicht wirklich nötig sind. Entscheide dich bewusst dagegen.

Wir haben es selbst in der Hand, wie lange wir Elektronikprodukte nutzen und welche Produkte wir wirklich brauchen. Recycling ist wichtig, aber nur der allerletzte Schritt. Vorher sollten wir das Produkt so gut und so lange es geht nutzen.

Über Mission N

Matthias Schäpers SMA

Matthias Schäpers ist SMA Nachhaltigkeitsbeauftragter und Klimaschutzbotschafter für Kassel des hessischen Umweltministeriums

Seit Jahren wird der Wandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung gefordert, um die beschlossenen Klimaziele noch erreichen zu können. Wissenschaftler bestätigen dabei in großer Übereinstimmung, dass je länger wir warten, die korrektiven Schritte umso extremer ausfallen werden.

Es geht bei dieser Forderung um nicht mehr und nicht weniger als eine Selbstverständlichkeit: Unseren nachfolgenden Generationen die gleichen Lebensbedingungen zu hinterlassen, die wir vorgefunden haben. Zurecht fordern wir von der Politik, die entsprechenden Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen. Aber passt das auch zu unserem eigenen Verhalten? Oft handeln wir nämlich genau entgegengesetzt, manchmal bewusst, aber oft unbewusst und aus Gewohnheit. So hat unser Lebensstil oft Auswirkungen, die wir gar nicht erkennen.

Auch Unternehmen müssen ihren Beitrag leisten und mehr Verantwortung übernehmen. Sie haben Einfluss auf die Bedingungen innerhalb ihrer Produktion, auf die Lieferkette und auf die Nutzung ihrer Produkte – während des Gebrauchs und danach. Sie können ihre Mitarbeiter zu einem nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen ermutigen und umgekehrt das Potential der Mitarbeiter nutzen. Für viele Mitarbeiter ist es bereits eine Grundvoraussetzung, sich für ein Unternehmen zu entscheiden, das nachhaltiges Verhalten ernst nimmt und fördert.

In meinem Blog MissionN möchten wir Euch wertvolle Informationen und motivierende Anregungen rund um das Thema nachhaltiges Verhalten am Arbeitsplatz und privat geben. Dabei werde ich auch aktiv über das Nachhaltigkeitsengagement im Unternehmen SMA berichten.

Mehr Infos findet ihr im Global Waste Monitor 2020

Erfahre mehr über Nachhaltigkeit bei SMA auf unserer Website.

 

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This article was published in 2020. As we are constantly developing our solutions, there may be newer or additional options for the tips and techniques in this article.

6 Kommentare
  1. Thomas Heim
    Thomas Heim sagte:

    Hallo, ich habe gerade erst von dem Home Manager erfahren.
    Bin mir nicht sicher, ob mein Kommentar hier an der richtigen Stelle erscheint, bitte evtl. verschieben – Danke.
    Meine PV Anlage ist von 2004 und aktuell leistet sie nix mehr. Da ich noch für 2 Jahre die hohe Einspeisevergütung von 56 Ct/Kwh bekomme und weil ich 2022 bereits in einen neuen Wechselrichter investierenmusste, überlege ich sie mit neuen Modulen ertüchtigen.
    Die Anlage leistet im Urzustand 3,6 KWp.
    Meine Frage: Da die Investition in neue Module gut überlegt sein will, frage ich mich wie ich den Strom nach 2024 sinnvoll nutzen kann. (Am liebsten ohne den Einbau einer teuren Batterie)
    Der Wechselrichter (Fronius Primo 3.5 – 1) arbeitet nur, wenn er ein Netz erkennt.
    Kann der Sunny Home Manager hier arbeiten, oder benötigt er zwingend eine Pufferbatterie ? (mit der kann nämlich der Fronius angeblich nix anfangen)

    Besten Dank für Eure Hilfe
    Thomas

    Antworten
    • Christiane Keim
      Christiane Keim sagte:

      Hallo Thomas,

      bitte melde dich mit deiner Anfrage und weiteren technischen Details direkt im SMA Service, vielen Dank.

      Bei älteren Anlagen ist auch Repowering ein Thema. Informationen dazu findest du hier.
      Und ausführliche Informationen zum Sunny Home Manager 2.0 gibt’s hier.

      Sonnige Grüße
      Christiane

      Antworten
  2. Noah
    Noah sagte:

    Den Beitrag habe ich mir eben mit großem Interesse komplett durchgelesen. Ich hatte mich schon mit Elektroschrott auseinandergesetzt, aber hier konnte ich sogar noch mehr erfahren. Danke für diesen großartigen Artikel! Auf der Suche nach weiteren Informationen bin ich auf folgende Seite gestoßen

    Antworten
    • Christiane Keim
      Christiane Keim sagte:

      Hallo Noah,

      danke für deine Rückmeldung.
      Externe Links in Kommentaren werden gemäß unserer Netiquette nicht veröffentlicht, daher haben wir deinen Hinweis entfernt.
      Danke für dein Verständnis.

      Sonnige Grüße
      Christiane

      Antworten
  3. Holger Gocha
    Holger Gocha sagte:

    Hallo,

    die Idee der Wiederverwertbarkeit ist grundsätzlich super…aber…egal wie oft ein Produkt repariert oder instandgesetzt wird, es ist absehbar das es irgendwann nicht mehr reparabel sein wird (man kann Geräte auch kaputtreparieren).
    Spätestens dann kommt der Zeitpunkt, an dem Recycled werden muß!
    So etwas wie: „geplante Obsoleszenz“ (welche es ja tatsächlich gibt) ist ein Verbrechen an die Menschheit und die Umwelt.

    Antworten
    • Christiane Keim
      Christiane Keim sagte:

      Hallo Herr Gocha,

      erstmal vielen Dank für das Feedback.
      Es stimmt, manche Elektronikgeräte lassen sich tatsächlich nur wenige Male reparieren – wobei bei guter Qualität ein ständiges Reparieren ja erst gar nicht erforderlich sein sollte.
      Schlimmer allerdings ist es, wenn sich Geräte überhaupt nicht reparieren lassen.
      Und da sind wir einer Meinung: Geplante Obsoleszenz gibt es, obwohl dies verboten ist. Leider entscheiden sich viele Kunden immer wieder für das billigere Produkt. Dabei ist es offensichtlich, dass dann an der Qualität und Langlebigkeit gespart wurde. Und langfristig ist damit die Entscheidung für das billige Produkt die teurere Entscheidung.

      Sonnige Grüße
      C. Keim

      Antworten

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