Laute Stimme für die Energiewende von unten

Rund 1,3 Millionen Photovoltaikanlagen ernten in Deutschland Strom von der Sonne. Bislang gab es für diese Betreiber keine eigene Interessengemeinschaft. Diese Lücke ist nun geschlossen: Eine Gruppe erfahrener Photovoltaik-Profis hat die Gründung des Deutschen Solarbetreiber Club (DSC) initiiert. Wir haben mit Erhard Renz, dem Vorsitzenden des DSC, über Ziele, Möglichkeiten der Einflussnahme und die nächsten Schritte der neuen Interessenvertretung gesprochen.

 

Erhard, erstmal herzlichen Glückwunsch zu diesem wichtigen und überfälligen Schritt und viel Erfolg.

Vielen Dank für die Glückwünsche ich bin froh, dass wir jetzt öffentlich sind und es richtig rund geht.

 

DSC

Deutscher Solarbetreiber Club

Was sind Eure Ziele mit der Gründung des Deutschen Solarbetreiber Clubs?

Der Club ist ein Zusammenschluss von Betreibern und Nutzern von Solaranlagen. Wir setzen uns für die Wahrung und Verbesserung der Rechte und Rahmenbedingungen in allen Phasen und Bereichen ein. Das gilt also für Planung, Errichtung und laufenden Betrieb, für Genehmigung, Netzanschluss, Netzeinspeisung, für Speicherung, Eigennutzung und Direktvermarktung von erzeugter Energie, also ein umfassendes Spektrum! Und: Der Club vertritt die Interessen seiner Mitglieder auch gegenüber Behörden, Parteien, Verbänden und dem Gesetzgeber.

 

Wer ist die Zielgruppe?

Der DSC wird alle Betreiber von Photovoltaikanlagen vertreten. Unseren Schwerpunkt legen wir aber auf die Interessen der Betreiber von kleinen und mittleren Anlagen. Nach Schätzungen des DSC sind weit über eine halbe Million Anlagen in Deutschland bis 10 kWp groß. Das ist die Größe, die üblicherweise den privaten Anlagen entspricht. Allein in 2012 betrug der Zubau in dieser Größenklasse über 100.000 Anlagen! Diese Betreiber sind Bürger, die die Energiewende privat umgesetzt haben, bislang gab es für sie keine unmittelbare Vertretung. Diese Lücke schließt der DSC.

Mit unserer Arbeit wollen wir dieser „Energiewende von unten“ weiteren Schub und auch eine laute Stimme geben. Der DSC möchte zu einer vollständigen Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien beitragen. Darin sieht der Club eine wichtige Voraussetzung für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und für ein nachhaltiges Wachstum.

 

Gibt es einen vergleichbaren Club in anderen Ländern?

Bisher war ich der Meinung es gäbe keinen. Aber nachdem wird an die Öffentlichkeit gegangen sind haben wir eine Anfrage zwecks Erfahrungsaustausch aus Belgien erhalten. Dort sind bereits 800 Mitglieder im Zonstraal VZW organisiert. Leider kann ich kein Niederländisch lesen aber einer der Mitbegründer spricht Deutsch und auch zu diesem Club werden wir Kontakt aufnehmen.

 

Die Solarbranche steckt ja momentan in einer Krise. Kommt ihr mit dem DSC zu spät?

Ganz im Gegenteil! Wir sind ja kein Branchenverband für die Industrie, sondern wir wollen für die vielen Betreiber, die sich für die Energiewende mit eigener Kraft und persönlichem Engagement einsetzen, der wichtigste Partner werden. Wir gehen von einer Lebensdauer von mehr als 30 Jahren für eine Photovoltaikanlage aus. Bei so einer langen Zeitspanne gibt es viele Momente, in denen die Betreiber Rat, Unterstützung oder auch Service brauchen. Deshalb sind wir gerade zur rechten Zeit am Start. Aktuell ist die Verunsicherung bei den Bürgern durch die widersprüchliche Energiepolitik der aktuellen Bundesregierung sehr groß. Der Vorstoß vom Bundesumweltminister Peter Altmaier würde massiv in die Rechte der Anlagenbetreiber eingreifen und verunsichert auch die Investoren.

 

Erhard Renz

DSC-Vorsitzender Erhard Renz

Wie wollt ihr Einfluss auf Politik und Wirtschaft nehmen?

Wichtig ist uns, dass wir die Mitglieder mit entscheiden lassen, wohin die Reise geht. Zur Strategiediskussion werden wir auch Arbeitsgruppen und Beratungsgremien einsetzen. Momentan kämpfen wir mit der enormen Zahl von positiven Rückmeldungen. Es liegen nach nur vier Tagen bereits mehr als 250 Rückmeldungen von Menschen vor, die bereit sind, mit uns diese Themen aktiv anzugehen.

 

Wo kann man sich anmelden? 

Über unsere provisorische Internetseite kann sich jeder anmelden. Mitglieder können wir erst nach unserer Mitgliederversammlung am kommenden Samstag, den 2.3.2013, in Berlin aufnehmen. Dort beschließen wir die Beitragssatzung und legen das weitere Vorgehen fest. Im Anschluss werden wir alle Informationen veröffentlichen.

 

Herzlichen Dank, Erhard, für das Interview und viel Erfolg bei Eurer ersten Mitgliederversammlung.

 

 

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This article was published in 2013. As we are constantly developing our solutions, there may be newer or additional options for the tips and techniques in this article.

8 Kommentare
  1. Peter Keller
    Peter Keller sagte:

    Jede Stärkung der Solarstrompionier ist zu begrüssen. Achten wir darauf, dass dies einfach, unbürokratisch und ohne staatliche Verordnung bleibt. Dann ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis am besten.

    Antworten
  2. Erhard
    Erhard sagte:

    Hallo Herr Weber,

    ich kann nicht für andere sprechen ohne Mandat. Aber es liegt wohl auf der Hand dass diese Menschen nicht einverstanden sind mit einer nachträglich per Gesetz verordneten Abgabe. Herr Altmaier spricht ja von einer zusätzlichen Abgabe von 1,5% von den jährlichen PV Einnahmen.
    Ich stelle mir immer vor was passiert wenn die gleiche Forderung an die Betreiber der AKW’s erfolgen würde. Mit sonnigen Grüßen Erhard Renz

    Antworten
      • Thomas Berger (Zonstraal VZW Belgien)
        Thomas Berger (Zonstraal VZW Belgien) sagte:

        Vielleicht auch den Text anpassen? Die Niederlanden verwechseln mit Belgien ist als ob man Brandenburg verwechselt mit Sachsen 😉

        Deshalb: „aus den Niederlanden erhalten“ muss werden „aus Belgien erhalten“

        Viele Grüsse, Thomas

      • Leonie Blume
        Leonie Blume sagte:

        Oh richtig, vielen Dank. Hab’s geändert.
        Viele Grüße und ein schönes Wochenende
        Leonie

  3. Christian Höhle
    Christian Höhle sagte:

    Prima – das ist genau der richtige Weg. PV Betreiber sind nicht mehr nur vereinzelte Pioniere, sondern ein bedeutender Teil der Gesellschaft. Mit einer Interessenvertretung kann man sicher der bisherigen Willkür Paroli bieten. Weiter so!

    Antworten

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