Generation Energiewende: Mit Herzblut an der Arbeit

Robert Doellingvon Robert Doelling (Gastbeitrag), , 5 Kommentare
Jobs in der Energiewende

Kurz vor der Bundestagswahl bilanzieren unsere Parteien die Energiewende. Für die einen geht die Energiewende zu schnell, die anderen meinen, die Energiewende hätte noch gar nicht richtig angefangen. Dabei werden auch Zahlen zu den Arbeitsmarkteffekten ins Feld geführt. So mahnte jüngst eine Studie an, man wisse gar nicht genau, wie viele Arbeitsplätze denn nun durch die Energiewende entstanden sind und, ob nicht sogar Arbeitsplätze aus anderen Branchen dadurch verloren gegangen sind. Eine zeitgleiche Veröffentlichung behauptet genau das Gegenteil. Ich meine, dass sich die Arbeit für die Energiewende nicht als Statistik ausdrücken lässt, sondern viel weitreichendere Effekte hat, die man sich gerade vor der anstehenden Wahl noch einmal vor Augen führen sollte.

 

Erneuerbare Energien bereichern ganz Deutschland

Laut einer erst heute veröffentlichten Greenpeace-Studie profitiert vor allem der strukturschwache ländliche Raum von steigenden Einnahmen und neu entstehenden Arbeitsplätzen. Eigentlich unglaublich, denn von welcher Branche profitierten denn in den letzten hundert Jahren die vielen Regionen außerhalb unserer Ballungszentren? Da sind nicht allzu viele außer der Landwirtschaft selbst und teilweise dem Tourismus zu nennen. Und dabei wird nicht nur auf dem Land installiert und in Stadtnähe produziert. Viele spezialisierte High-Tech-Unternehmen haben ihren Sitz nämlich in der sprichwörtlichen Einöde in Wurfweite zu Windkraft-, Biomasse- und Solaranlagen. So entstanden viele hochqualifizierte Ausbildungs- und Arbeitsplätze auf dem Lande, die kein politisches Strukturprogramm besser hätte initiieren können. Aus dieser Warte betrachtet, müsste man den Beschäftigungseffekten der Erneuerbaren Energiebranche also diese Mittel der Strukturförderung eigentlich gutschreiben.

 

Grüne Innovationen schaffen in jeder Branche Arbeitsplätze

Aber nicht nur die Unternehmen und die Beschäftigten der Erneuerbaren Branche selbst profitieren von der Energiewende. So berichteten das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und die Hochschule Augsburg bereits Anfang 2012, dass Unternehmen, die umweltfreundliche Prozessinnovationen einführten, ein um bis zu fünf Prozentpunkte stärkeres Beschäftigungswachstum als Unternehmen verzeichneten, die auf nicht-umweltbezogene Prozessinnovationen setzten. Besonders starke Beschäftigungsimpulse gingen laut Studie von „grünen“ Innovationen aus, die zur Einsparung von Material und Energie führten. Leider werden wohl auch diese Effekte kaum der Energiewende zugerechnet werden, wenn der Wähler in wenigen Wochen an die Wahlurne tritt.

 

Herzblut der Arbeitnehmer steckt in der Energiewende

Dabei ist das Arbeiten in der „Green Economy“ selbst auch nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen, und wer eine Solaranlage, Wärmepumpe oder gar eine ganze Windkraftanlage umsetzen möchte, der stößt nicht selten auf ungeahnte Widerstände bis hin zu persönlichen Anfeindungen. Aber, obwohl es in anderen Branchen vermutlich eines weniger starken Sendungsbewusstseins bedarf, um beruflich erfolgreich zu sein, kenne ich eigentlich niemanden, der sich davon hat abschrecken lassen und sich freiwillig einen Job in einer anderen Branche gesucht hat. Daher tut es besonders weh, wenn die volatile Auftragslage gerade aufgrund politischer Zwietracht viele Unternehmen nötigt, ihren langfristig aufgebauten Personalstamm wieder zu reduzieren. Wer sich mit Herzblut beruflich für die Energiewende einsetzt, der wird sicherlich nachvollziehen können, dass gerade diese Verbundenheit zur Branche eine Neuorientierung auf dem Arbeitsmarkt nicht einfacher machen dürfte. Wer wählen geht, der sollte daher auch an die vielen hunderttausend Beschäftigten der Energiewende-Branche denken.

 

Energiewende schafft neue Generation der Arbeitskultur

Gerade wegen dieser Berg und Talfahrten der Branche habe ich mich des Öfteren gefragt, ob man die eigene Karriere nicht in einem etwas stabileren Beschäftigungsumfeld hätte starten sollen. Nach den ersten Ups and Downs stelle ich aber erfreut fest, dass ich Teil einer neuen Generation „Energiewende“ bin. Mir wie auch vielen meiner Arbeitskollegen geht es dabei einfach darum, dass die Energiewende wesentlich sinnstiftender ist als jede Karriere bei einer Versicherung, einem Stahlkonzern oder natürlich selbstredend bei RWE, E.ON und Co. Ist es denn nicht viel schöner, seine Arbeitskraft einem Projekt wie der Energiewende zu widmen? Das schafft doch einfach positive Energien die wiederum auf andere abstrahlen und vielleicht auch irgendwann volkswirtschaftlich erfassbar werden. Wer auch immer die Bundestagswahl gewinnt, ich zumindest hoffe, dass die dann regierenden Parteien erkennen, dass die Energiewende weitaus vielfältigere positive Effekte hat als man im Statistischen Jahrbuch erfassen kann.

 

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This article was published in 2013. As we are constantly developing our solutions, there may be newer or additional options for the tips and techniques in this article.

5 Kommentare
  1. Eberhard
    Eberhard sagte:

    Guten Tag,

    ich bin mir nicht sicher ob die Energiewende so durch geführt werden kann wie hier beschrieben und das sie zu einem Zuwachs von Arbeit führt. Und wenn dann müsste man auch fragen in welchem Bereich Niedriglohnsektor???

    Gruß Eberhard
    (http://ingolstadtjobs.de/mini-jobs)

    Antworten
  2. Christian Höhle
    Christian Höhle sagte:

    Hallo Robert,

    vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Es ist wirklich etwas ganz außergewöhnliches, mit euch die Grundsteine für eine sichere, saubere und günstige Energieversorgung unserer Kinder zu legen – allen Unkenrufen zum Trotz 😉

    Wie Du es schon treffend beschreibst, ist die Branche der erneuerbaren Energien durch viele Ups und Downs gekennzeichnet, aber auch durch eine beeindruckende Geschwindigkeit, mit der sich der Wandel vollzieht. 2012 deckten Wind und Sonne bereits 13,2% der Nettostromerzeugung – dieses Jahr wird der Anteil wohl noch größer werden, und er wächst stetig weiter.

    Und das schönste daran ist: über eine Million unserer Mitbürger beteiligen sich bereits daran – hier wird tatsächlich eine Umverteilung vollzogen – von Großkonzernen zu unseren Mitbürgern. Ich bin stolz darauf, auf beiden Seiten (als Anlagenbetreiber und in meinem Job bei SMA) dabei zu sein! 😀

    Sonnige Grüße,
    Christian

    Antworten
    • Peter Jensen
      Peter Jensen sagte:

      Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

      Nur weil der Nachbar renoviert, müssen wir nicht auch renovieren.

      Genossen, lasst Euch von der Realität nicht beeinflussen!

      Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!

      🙂

      Antworten
      • Peters grünes Gewissen
        Peters grünes Gewissen sagte:

        Hallo Peter,

        hier spricht Dein Gewissen! 😛
        Verwirrung durch sinnlose Kommentare? Komische Strategie…

  3. marty
    marty sagte:

    Ich bin sprachlos… Da werden Subventionsabgreifer (was meinen Sie wieso in den ländlichen Regionen solche Fertigungsstätten hochgezogen worden sind?) bejubelt und als Erfolg gefeiert, unfassbar. Sicherlich werden dort keine Fabriken aus Liebe zu dem armen Leuten dort gebaut.

    Strukturschwache Regionen liefern:
    – Subventionen in beträchtlichen Höhen
    – günstige Arbeitskräfte (weil kaum Arbeit in der Region vorhanden)
    – Profilierungssüchtige Lokal-Politiker die das alles unterstützen

    Was daran ist bitte positiv? Wo sind die Zahlen zu den ganzen Insolvenzen in diesen Regionen und den verlorenen direkten Subventionen in Millionenhöhe? Aber das passt ja alles nicht in die bunte Li-La-Laune Welt, stimmts?

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