Erfolgreiches Klimaabkommen von Paris: Nun beginnt die eigentliche Arbeit

Der Weltklimagipfel von Paris wird weltweit als Erfolg gefeiert. Ob mit dem nun erreichten Abkommen aber tatsächlich der Klimawandel abgemildert und damit Geschichte geschrieben werden kann, ist längst nicht sicher. Alles hängt davon ab, wie ernsthaft die Staaten ihre ambitionierten Klimaziele umsetzen. Ohne eine echte Energiewende wird das nicht gelingen. 

 

Die Eckpunkte des Vertrages:
Ziel erfasst

Im neuen Vertrag verpflichten sich 195 Länder dazu die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf klar unter 2 Grad zu begrenzen, verglichen mit der vorindustriellen Zeit.  Die Vertragsstaaten sollten sich aber anstrengen, sie bei 1,5 Grad zu stoppen.

Bereits in der zweiten Jahrhunderthälfte soll eine Balance zwischen emittierten Treibhausgasen und ihrem Abbau erreicht werden. Die Staaten wollen also gemeinsam den Netto-Ausstoß ihrer Treibhausgase in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts auf Null bringen. Sie dürfen dann nur noch so viele Treibhausgase ausstoßen, wie etwa Waldanpflanzungen aus der Atmosphäre ziehen.

 

An Maßnahmen feilen

Da die vorgelegten Klimaschutzpläne der einzelnen Länder bislang nicht ausreichen, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen, sollen sie ihre Ziele alle fünf Jahre nachbessern. Erstmals sollen 2020 neue Ziele für den Zeitraum bis 2030 vorgelegt werden. Wer schon Pläne bis 2030 angekündigt hat, soll diese möglichst verbessern.

 

Schwellenländern helfen

Das Abkommen sieht  finanzielle und technische Unterstützung für Entwicklungsländer vor.  Zwischen 2020 und 2025 sollen die Industriestaaten jährlich 100 Mrd. Dollar (rund 91 Mrd. Euro) für Entwicklungsländer bereitstellen. Für die Jahre danach soll ein neues, höheres Ziel festgelegt werden. Andere Länder sollen darin bestärkt werden, sich freiwillig an der Finanzierung zu beteiligen. Damit sind hauptsächlich Schwellenländer wie China und die Ölstaaten gemeint.

 

Stimmen aus dem Netz

Bloggerchallenge der EnergiebloggerEnergieblogger Stephan Günther ordnet das ambitionierte Ziel einer Erderwärmung von weniger als zwei Grad Celsius auf dem Energieheld-Blog folgendermaßen ein: „Angestrebt wird nun sogar eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius. Das ist besonders für die Inselstaaten wichtig, da sie bereits bei einer Erderwärmung von 1,5 Grad mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen hätten. Leider wird dies wohl eher als symbolisches Ziel zu verstehen sein. Ohne eine sofortige, massive Änderung der weltweiten Wirtschaftsweise wird dieses Ziel nämlich nicht mehr zu erreichen sein.“

Björn Katz, Energieblogger bei Stromauskunft zieht folgendes Fazit: „Ist der Pariser Klimavertrag tatsächlich historisch? Ja(….). Bietet das Pariser Abkommen zu viele Zugeständnisse und Hintertürchen? Ebenfalls ja. Aber mal ehrlich, wer hätte das nicht erwartet? Wenn Russland und die Marshallinseln, Saudi-Arabien und Mikronesien, die USA und die Malediven an einem Tisch sitzen, dann wollen die einen Geld mit Öl und Gas verdienen, während die anderen nicht im Meer versinken möchten. Paris ist ein guter Schritt, aber auch nur ein erster Schritt. Und ob der nicht bereits zu spät kommt, das wird uns unser Planet vielleicht schon in naher Zukunft wissen lassen.“

Die Zeit-Online sieht „die Vereinbarung vom 12. Dezember 2015 als  einen Startschuss, die das Ende des fossilen Zeitalters ankündigt, des Zeitalters von Kohle, Öl und Gas.“ Sie appelliert an die Staaten, dass den Worten nun Taten folgen müssen und warnt: „Halten die Staaten ihre Versprechen nicht ein, wird es bald unmöglich sein, die Erderwärmung auch nur in der Nähe der Zwei-Grad-Grenze zu stabilisieren.“

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung  kommentiert ein paar Tage nach dem Freudentaumel von Paris und lokalisiert dabei die Schwachstellen des Vertrages beim Thema Verbindlichkeit und den Sanktionsmechanismen.  „Ist Klimaschutz mehr als die Kunst, Verbindlichkeit zu simulieren? Diese Frage steht nach dem Pariser Gipfel offen im Raum. Von Zwangsmitteln jedenfalls gibt es keine Spur.“ Die F.A.Z. sieht daher keinen Grund zur Entwarnung. „So wenig, wie wir heute annehmen können, dass die chinesische Energiewende fortgesetzt wird, so wenig wissen wir mit der chinesischen und indischen Zustimmung zum Weltklimavertrag, ob sie ihre Baupläne von Hunderten neuen Kohlekraftwerken fallenlassen. Der Weltklimavertrag verpflichtet sie jedenfalls dazu nicht.“

Zeit-Online argumentiert ähnlich und warnt davor, sich auf dem aktuell Erreichten auszuruhen.  „Das Momentum muss sofort genutzt werden. Die globale Klimapolitik braucht Vorreiterallianzen, die das Feld für eine Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bereitet.“ In der neu formierten „Allianz der Ehrgeizigen“, die sich in Paris aus EU, USA, Brasilien und vielen afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten gebildet hat, sieht Zeit-Online eine gute Basis.

Das ZDF sieht auf seiner Online-Seite eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit.  „Für viele Forscher bedeuten die Vorgaben, dass die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas im Fall des Zwei-Grad-Ziels zwischen 2050 und 2070 komplett enden muss, denn Kohlendioxid ist sehr langlebig. Es dürften zudem keine Kohlekraftwerke mehr gebaut werden, da sie 30 bis 40 Jahre lang CO2 ausstoßen, das sehr lange in der Atmosphäre bleibt.“

 

 

Fazit

Bei aller Zuversicht und Freude über das Ergebnis vom vergangenen Wochenende, dürfen die Verantwortlichen jetzt nicht locker lassen und müssen die Energiewende und damit den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern vorantreiben. Darüber hinaus kann auch jeder einzelne von uns darüber nachdenken, wie er seinen Beitrag zum Klimaschutz steigern kann. Tipps dazu hat auch Stephan Günther auf dem Energieheld-Blog zusammengestellt. Danke, Stephan.

Bild oben: Der Präsident Laurent Fabius präsentiert den 195 teilnehmenden Ländern auf der Pariser Klimakonferenz den Entwurf für die endgültige Einigung zur Abstimmung. (c) Maxppp via France Bleu

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