Baustelle Energiewende wieder zum Exportschlager machen

Das schwierige Jahr 2013, die Kritik an der Bundespolitik sowie die öffentliche Meinungsmache gegen die Energiewende dominierten den diesjährigen „Jahresausblick Solarenergie“. Rund 150 Gäste kamen zum gemeinsamen Neujahrsempfang der Stadt und des Landkreises Kassel, des Kompetenznetzwerks deENet (Kompetenznetzwerk dezentrale Energietechnologien e.V.) und der SMA.

Die Stimmung unter den Gästen war jedoch alles andere als resigniert. Nach dem Motto: „Wir in der Region Nordhessen leben seit Jahren vor, wie die Energiewende erfolgreich sein kann“, blickten die Teilnehmer selbstbewusst und auch ein wenig kampfeslustig in die Zukunft.

„In der Medienlandschaft gibt es einen Mainstream: ‚Die Energiewende ist schwierig und zu teuer.‘ Wir müssen daher eine Gegenöffentlichkeit schaffen und endlich wieder darüber sprechen, warum wir die Energiewende brauchen.“

Dr. Martin Hoppe-Kilpper, Geschäftsführer des Kompetenznetzwerks deENet

 

Mutig an der Zukunftsvision festhalten

SMA Vorstand Pierre-Pascal Urbon machte den Aufschlag und skizzierte eine Zukunftsvision, „in der Millionen Menschen ihre eigene grüne Energie direkt vor Ort erzeugen – in ihren Häusern, Büros und Fabriken.“

Über intelligente Stromnetze, eine moderne Infrastruktur, die Umstellung der Transportmittel auf Elektrofahrzeuge und die Kraft des Internets könnten Erneuerbare Energien sinnvoll gesteuert, gespeichert und geteilt werden. Er verwies dabei darauf, dass die Vision einer zu 100 Prozent erneuerbaren Zukunft gar nicht neu, sondern schon immer Triebfeder allen Handelns von SMA war. „Stellen Sie sich vor: als Günther Cramer [SMA Gründer 1981] diese Vision erstmals vorstellte, gab es noch gar kein Internet!“

Urbons Fazit: Auch wenn die allgemeine Situation für die Erneuerbaren Energien gerade nicht einfach ist, vollziehe sich die Energiewende doch schneller als vor einigen Jahren geahnt. SMA werde mit weiterhin hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung Lösungen entwickeln, die die Technologie immer wirtschaftlicher machen werde.

„Die Erneuerbaren Energien sind die Kernkompetenz der Region Nordhessen und unser Ticket für eine positive Zukunft. Das liegt auch daran, dass die Politik in der Region wie eine Eins hinter dem Projekt steht.“

Holger Schach, Geschäftsleiter Regionalmanagement Nordhessen

 

Mittelweg ist der Tod

„In Gefahr und größter Not ist der Mittelweg der Tod“. Mit diesem Filmtitel von Alexander Kluge traf Günther Häckl, Generalbevollmächtigter von SMA und Präsident des Bundesverbands Solarwirtschaft, den Nerv der Teilnehmer. „Der Versuch, sich möglichst nicht für eines von zwei Systemen zu entscheiden und stattdessen beide nebeneinander herlaufen zu lassen, kann nicht erfolgreich sein.“

So wies er in seiner Rede darauf hin, dass wir in Deutschland 2013 so viel Braunkohle verstromt haben wie seit 1990 nicht mehr oder dass in der EU die Subventionen für atomare und fossile Energien immer noch doppelt so hoch seien wie für die Erneuerbaren.

„Auf lange Sicht ist der Mittelweg der Teuerste. Wenn man die Energiewende will, dann muss man sie auch bezahlen. Die Politik muss sich endlich eindeutig bekennen.“

Rolf-Dieter Postlep, Präsident der Universität Kassel

 

Megaprojekt Energiewende braucht klaren Kurs

Häckl kritisierte massiv die Große Koalition, die sich anscheinend für den Mittelweg entschieden habe: „Der Weg von Kommunen und Regionen zu einer 100 Prozent erneuerbaren und dezentralen Energieversorgung droht damit vorläufig auf der Baustelle Energiewende stecken zu bleiben.“

Häckl forderte von der Politik einen klaren Kurs. Dazu gehörten u.a. ein deutlicher Ausbau von Solar- und Windkraftwerken, intelligente Netze sowie ein abgestuftes Tarifsystem. Auch wenn der Umstieg nicht umsonst zu haben sei, sei ein solches System immer noch preiswerter als das gegenwärtige System. Der Mittelweg führe in jedem Fall nur zu einem teuren Stillstand.

„Dass Kassel in Hessen in der Solarbundesliga auf Platz 1 und in Deutschland auf Platz 16 liegt, ist kein Zufall: Wo sonst arbeiten Wissenschaft, Unternehmen und Politik so eng vernetzt zusammen wie hier?“

Bertram Hilgen, Oberbürgermeister der Stadt Kassel

 

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