Weltklimagipfel: Ambitionierte Ziele müssen endlich umgesetzt werden

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Am Montag, den 30.11.2015 beginnen die Verhandlungen zum Weltklimagipfel in Paris. Das Ziel: Ein Weltklimavertrag, um die Erderwärmung in letzter Sekunde abzumildern. Bislang bedeutete internationale Klimapolitik nicht mehr als Minimalkonsens. Kaum verwunderlich also, dass die Erwartungen für einen Durchbruch in Paris gedämpft sind. Dabei stehen die Chancen für erfolgreiche Verhandlungen gar nicht so schlecht.

Ein kurzer Blick zurück zeigt, dass die meisten Klimakonferenzen eines gemeinsam hatten: Sie sorgten für Enttäuschung. So auch 2014 in Lima. Immerhin einigten sich die Staaten dort als Minimalkonsens auf erste Grundlagen für einen Weltklimavertrag, der als Nachfolgevertrag für das so genannte Kyoto-Protokoll von 1997 vereinbart werden soll – diesmal mit verbindlichen Klimazielen für alle 194 Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention. 2020 soll der Vertrag in Kraft treten. Das ist zumindest das Ziel für die Pariser Klimakonferenz, deren Verhandlungen bis Mitte Dezember angesetzt sind.

Viele der wichtigsten Inhalte der Verhandlungen sind nicht neu und standen bereits bei den Klima-Verhandlungen von Kopenhagen 2009 auf der Agenda. Insgesamt werden folgende Themen Gegenstand der Verhandlungen sein:

 

·          Klimaschutzanstrengungen in allen Ländern

·          Anpassung an die Folgen des Klimawandels

·          Waldschutz

·          Finanztransfers zugunsten der Entwicklungsländer

·          Technologiekooperation

·          Aufbau von wissenschaftlicher und politischer Expertise

·          Vereinbarungen zu transnationalen Instrumenten des Klimaschutzes

·          Kompensation armer Länder für die Schäden, die der Klimawandel bei ihnen anrichtet

 

Seit 2009 hat es in einigen Bereichen Verhandlungsfortschritte gegeben. Noch bedeutsamer ist: Auch an der Haltung einiger wichtiger Staaten hat sich Grundlegendes geändert. So haben die USA und China, die beiden weltgrößten Energieverbraucher und CO2-Emittenden, ihre einstige Blockade aufgegeben. Vor allem US-Präsident Barack Obama positionierte sich vor einigen Monaten deutlich zum Klimaschutz. Zudem gibt es positive wirtschaftliche Entwicklungen: Klimaschutz und Wirtschaftswachstum schließen sich nicht mehr aus. So konnten die Industrienationen in den vergangenen zehn Jahren wachsen, während sie ihren CO2-Ausstoß deutlich verringerten. Das hängt auch mit dem technischen Fortschritt zusammen: Mit der deutlichen Kostendegression für Solar- und Windenergie ist es mittlerweile wirtschaftlich attraktiv, auf erneuerbare Energien zu setzen.

 

Freiwillige Zusagen sind ein Fortschritt, aber nicht ausreichend

Alles in allem ein gutes Umfeld, um den Klimaschutz endlich ein entscheidendes Stück voran zu bringen. Die Nationen streiten sich aber weiterhin um das große langfristige politische Ziel. So ist unklar, ob es zu einer kompletten Abkehr von fossilen Energieträgern kommen soll. Ein großer Knackpunkt ist auch die Verbindlichkeit der getroffenen Vereinbarungen. Im Vorfeld der Verhandlungen sollten alle Länder Selbstverpflichtungen einbringen, die während des Treffens zu einem Paket zusammengefasst werden können. Mittlerweile gibt es zwar freiwillige Zusagen von mehr als 150 Staaten, die derzeit mehr als 90 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursachen.

„Von Paris muss ein ermutigendes Zeichen ausgehen, dass sich die internationale Staatengemeinschaft endlich der Herausforderung des Klimawandels stellt“, Barbara Unmüßig und Ralf Fücks, Heinrich-Böll-Stiftung.

Das lässt in diesem Punkt eigentlich auf erfolgreiche Verhandlungen hoffen. Kritische Stimmen zweifeln jedoch an, dass allein die Summe der derzeit eingegangenen Selbstverpflichtungen ausreicht, um die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts bei zwei Grad zu stoppen. Hinzu kommt, dass es unterschiedliche Ansichten zur Verbindlichkeit der Ziele gibt. Diese Konfliktlinie verläuft vor allem zwischen den Industrienationen und den aufstrebenden Schwellenländern. Den Industrieländern Europas und den USA geht es vor allem um die absolute Minderung von CO2-Emissionen im Zeitraum 2020 bis 2030 und darüber hinaus. China und die meisten anderen aufstrebenden Länder wie Indien sind hingegen noch nicht bereit, sich auf eine absolute Minderung ihrer Emissionen zu verpflichten. Ihre Angebote sind weicher und zielen vor allem auf eine relative Verringerung des CO2-Ausstoß‘ gegenüber den prognostizierten Emissionen ab. Dafür wollen sie den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben und die Energieeffizienz verbessern. Problematisch dabei: Auch den Ausbau der Kernenergie wollen sie als CO2-freie Energie angerechnet wissen.

Ein weiterer Streitpunkt ist die Finanzierung. Es geht dabei konkret um die Ausgestaltung eines Kompensationsmechanismus für Schäden des Klimawandels. Entwicklungs- und Schwellenländer, die überproportional vom Klimawandel betroffen sind, aber nicht zu den Hauptverursachern zählen, fordern mehr finanzielle Unterstützung bei der Anpassung an die Folgen der Erderwärmung.

 

Weltbank springt stärker als bisher bei der Finanzierung ein

Bei diesem Thema gab es Anfang Oktober einen Lichtblick. Die Weltbank und andere große Entwicklungsbanken haben sich verpflichtet, ihre dafür zur Verfügung gestellten Mittel zu erhöhen, so Zeit Online. Das Geld solle dazu beitragen, dass sich besonders vom Klimawandel betroffene arme Länder besser vor den Folgen des Klimawandels schützen können. Es werde über einen neu geschaffenen Klimafonds verwaltet, in den öffentliche und private Geber bis 2020 jedes Jahr 100 Milliarden US-Dollar einzahlen wollten. Bislang seien 62 Milliarden US-Dollar fest zugesagt.

 

Kaum Chance auf Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels

Während es also durchaus Hoffnung auf Einigung und Fortschritte gibt, werden die Zweifel lauter, ob das Zwei -Grad-Ziel bis zum Ende des Jahrhunderts überhaupt noch einzuhalten ist. Selbst Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich kürzlich kritisch. In einem Gastbeitrag auf Spiegel Online mahnte er: „Wenn diese nationalen Pläne erfolgreich umgesetzt werden, kann die Emissionskurve flacher werden und der Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts auf etwa drei Grad Celsius begrenzt werden.“ Das sei zwar ein bedeutender Fortschritt, reiche aber nicht aus.

„Die Auswirkungen des Klimawandels werden sich über die nächsten Jahrzehnte noch massiv verstärken. Das steht schon fest, unabhängig davon, was in Paris herauskommt, weil die Auswirkungen sich eine ganze Weile noch fortsetzen werden“, Benjamin Pohl von der Denkfabrik adelphi im Deutschlandfunk.

Während der Vorbereitungen auf den Gipfel wurde zudem bekannt, dass die Klimaerwärmung eine bedeutende symbolische Schwelle erreicht hat. Das Jahr 2015 war im Durchschnitt bislang 1,02 Grad wärmer als die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, zitierte Spiegel Online kürzlich das britische Met Office, den meteorologischen Dienst Großbritanniens. Damit ist steigt die Erderwärmung schneller als bisher erwartet. Somit ist es jetzt wichtiger denn je, endlich wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.

 

Bloggerchallenge der EnergiebloggerEnergieblogger-Aufruf: Beteiligt euch an der COP21-Blogchallenge zum Weltklimagipfel!

Die Klimakonferenz in Paris steht im Schatten schrecklicher Terroranschläge. Es ist sogar nötig Versammlungen zu verbieten, deshalb rufen die Energieblogger alle Medien und vor allem andere Blogger dazu auf, die Proteste gegen einen wirkungslosen Minimalkonsens ins Netz zu verlagern. Beteiligt euch mit eigenen Online-Beiträgen über Blogs oder Facebook und nutzt die Hashtags  #COP21Paris #Blogchallenge

Hier kommt ihr zur Kampagnenseite. Danke für eure Unterstützung!

 

Weitere Artikel zum Thema

Weltklimagipfel: Ringen um eine Nachfolge des Kyoto-Protokolls (SMA Blog)

Die wichtigsten Twitter Accounts zur Klimakonferenz (Sustainment’s Blog)

#COP21Paris: Wissenschaftler kritisieren nationale Ziele (EnWiPo-Blog)

 

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This article was published in 2015. As we are constantly developing our solutions, there may be newer or additional options for the tips and techniques in this article.

9 Kommentare
  1. Stromi
    Stromi sagte:

    Mit Hinblick auf den Gipfel von 2016 muss ich sagen, dass es endlich danach aussieht, dass inzwischen viele verstanden haben worums geht. Das macht mir Mut. Es scheint, dass die gemeinsame Herausforderung die Nationen näher zusammenrücken lässt.

    Sowohl technologische als auch finanzielle Voraussetzungen für die Klimawende stehen m. M. zur Verfügung. Die permanenten Bremsklötze sind eher rückwärtsgewandte Zeitgenossen, die an dieser wichtigen Stelle mit Strategien aus den Tiefen der Trickkiste ankommen – und das nicht nur in Amerika, sondern auch hierzulande.

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  2. Leo
    Leo sagte:

    Ich finde es echt toll, dass das Klimaabkommen von Paris beschlossen wurde und jetzt umso schrecklicher, dass Donald Trump dieses wieder rückgängig machen will. Wir brauchen diese Beschlüsse. Und vor allem kann eines der größten Umweltverpester-Länder wie die USA nicht aussteigen. Das bedeutet das Ende für unsere schöne Welt.

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  3. Martin
    Martin sagte:

    Ich finde, dass es da noch so einiges zu klären gibt. Es sind gute Ansätze vorhanden aber einiges ist nicht so einfach umsetzbar. Mal schauen was da noch so kommt.

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  4. Thomas
    Thomas sagte:

    Die Beschlüsse waren auf jeden Fall sehr interessant! Aber ich denke auch, dass in Zukunft darüber noch viel diskutiert werden muss und auch wird. Da bin ich wirklich mal gespannt! 🙂

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  5. Stefan
    Stefan sagte:

    Ich fand die „Beschlüsse“ wirklich interessant. Ich glaube auch, dass wir in 3/4 Jahren wieder da sitzen und auf eine Einigung hoffen bzw. die ganze Thematik erneut diskutieren. Eigentlich traurig, weil das ja ein Thema ist, was alle angeht und die Zukunft maßgeblich bestimmen sollte

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  6. Henry
    Henry sagte:

    /// Werkbank Asien ///
    Ich persönlich glaube ja nicht, dass den Industrienationen das Kunststück gelungen sein soll, den Energieverbrauch vom Wirtschaftswachstum abzukoppeln. Es klingt halt immer wieder gut. Aber in Wirklichkeit haben wir den Energieverbrauch nur nach Asien verlagert, ähnlich wie wir den Wasserverbrauch (virtuelles Wasser) für die Nahrungs- und Futtermittel in andere Länder verlagern.
    Konsum ohne Ressourcenverbrauch ist leider noch nicht möglich.

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