Bevölkerung steht hinter Erneuerbaren Energien

Die politischen Debatten und die mediale Berichterstattung über die Energiewende stellen immer wieder die Vorbehalte gegenüber den Erneuerbaren Energien in den Vordergrund. Vor allem die Diskussion um die EEG-Umlage wurde in den letzten Monaten hitzig geführt. Doch vor der Bundestagswahl fragen wir uns: Wie ist es um den Ruf der Energiewende unter den Bundesbürgern eigentlich wirklich bestellt? Zu teuer, nicht realisierbar, unzuverlässig? Nein! Wir stellen fest: Die meisten Menschen stehen der Energiewende positiv gegenüber und wissen auch um ihre Dringlichkeit.

 

Bürger nehmen Energiewende in die Hand

Ökostrom nutzen, Energieautark werden, einen Beitrag zur Energiewende leisten ₋ dass sich die Erneuerbaren großer Beliebtheit erfreuen, lässt sich im ganzen Land beobachten. Viele Bürger produzieren Strom auf dem eigenen Hausdach und nutzen ihn selbst, Gemeinden und Städte streben nach Autarkie, Genossenschaften bauen Biogasanlagen oder PV-Kraftwerke. Damit nehmen immer mehr Menschen die Energieerzeugung selbst in die Hand. Und auch wenn bei einzelnen Projekten Diskussionsbedarf besteht ₋ im Grunde wollen alle dasselbe: saubere Energie.

 

Jeder Zehnte produziert Solarenergie

Deutschland ist auf einem guten Weg: Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch stieg von 6,8 Prozent im Jahr 2000 auf etwa 25 Prozent in 2012. Von der bundesweit 72.900 Megawatt installierten Leistung zur Stromerzeugung aus Erneuerbare-Energien-Anlagen sind rund 35 Prozent im Besitz von Privatpersonen. Vor allem die Nutzung der Solarenergie spielt hier eine wichtige Rolle: Laut Zahlen des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) produziert bereits jeder zehnte Bundesbürger Solarenergie und 8,5 Millionen Menschen leben hierzulande in Gebäuden, die über eine eigene Solaranlage zur Strom- oder Wärmeerzeugung verfügen. So werden Anlagenbetreiber nicht nur unabhängiger von steigenden Energiepreisen, sondern ersparen der Umwelt auch große Mengen Kohlendioxid. Allein 2013 werden die in Deutschland installierten Solaranlagen den Ausstoß von rund 24 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermeiden (Quelle: BSW-Solar).

 

 

93 Prozent wollen mehr Erneuerbare Energien

Wie eine Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energien jetzt ergab, halten 93 Prozent der Deutschen den verstärkten Ausbau der Erneuerbaren für wichtig bzw. sehr wichtig. Die Zukunftsfähigkeit und der Klimaschutz sind dabei die wichtigsten Entscheidungskriterien. Das gute ist: Jeder von uns hat die Möglichkeit, die Zukunft unserer Energieversorgung mitzugestalten. Neben der Nutzung von Solarenergie und dem Selbstverbrauch von Solarstrom werden auch die Energiegenossenschaften immer beliebter. Als Form der Bürgerbeteiligung verfolgen sie das Ziel einer dezentralen, unabhängigen und ökologischen Energiegewinnung. Allein 2012 gab es im Sektor Umwelt, Energie und Wasser 150 Neugründungen. Ein klares Zeichen: Die Bevölkerung steht hinter der Energiewende. Grund genug, sie auch auf politischer Ebene weiter voranzutreiben.

 

 

Die Kostenfrage

Was uns die Energiewende kosten wird, wurde in den letzten Wochen und Monaten immer wieder diskutiert und oft stand das Erneuerbare-Energien-Gesetz dabei im Mittelpunkt. Eine einseitige Diskussion in Zeiten des Wahlkampfs, in der die Zahlen und Fakten nicht immer vollständig und richtig in den Medien wiedergegeben werden. Viele Bürger jedoch sehen die Investition in Erneuerbare Energien als Investition in die Energieversorgung der Zukunft und ein Drittel der Bevölkerung ist auch bereit mehr für sauberen Strom zu zahlen als für konventionell erzeugten. Mehr zu diesen Themen gibt es in der nächsten Woche hier zu lesen.

 

10 Kommentare
  1. Günther Hofbauer
    Günther Hofbauer sagte:

    „93 Prozent wollen mehr Erneuerbare Energien“
    Dann geht bei den restlichen 7% die Stromleitungen übers Haus/Grundstück. Sind das dann die Kollateralschäden?

    Antworten
    • Christian Höhle
      Christian Höhle sagte:

      Hallo Günther,

      7% lehnen erneuerbare aus den verschiedensten Gründen ab – unter anderem:
      – Weil sie in der Kraftwerksbranche arbeiten und dadurch ihren Arbeitsplatz gefährdet sehen
      – Weil sie den langfristigen Vorteil nicht sehen, und dadurch nicht bereit sind, jetzt schon für zukünftige Vorteile Geld zu bezahlen
      – Möglicherweise auch, weil die nötigen Änderungen (z.B. Netzausbau) sie betreffen
      – usw.

      Letztendlich ist aber der Löwenanteil der Bevölkerung für die Energiewende, da für diese Bürger die Vorteile überwiegen:
      – Saubere Stromversorgung
      – Langfristig günstig
      – Keine immensen Folgekosten
      – und natürlich dezentral in Bürgerhand

      Sonnige Grüße,
      Christian

      Antworten
  2. Kordel
    Kordel sagte:

    Hallo Christian,
    dass PV keine Rohstoffkosten hat, ist Nonsens.
    Denn auch hierfür werden bei der Produktion seltene Erdmetalle verbraucht.
    Ebenso wird der für dir Herstellung benötigte Energieverbrauch unterschätzt.
    Aber leider gibt es z. Z. es außer Wind- und Wasserkraft keine Alternative.
    Ich hoffe aber, dass wie Du schon sagst, die aus PV gewonnene Energie zur
    Regulierung der Strompreise beitragen kann, wenn auch erst in der Zukunft.
    Ich selbst habe eine PV-Anlage eingerichtet, die soviel Strom erzeugt, wie ich auch selbst verbrauche,
    aber eben unter dem Gesichtspunkt, dass sich trotz der verwendeten Resoursen eine positive Ökobilanz ergibt.
    Ich hoffe, ich habe richtig gehandelt.

    Antworten
    • Christian Höhle
      Christian Höhle sagte:

      Hallo Kordel,

      du hast völlig recht – natürlich werden für die Produktion Rohstoffe gebraucht. Ich hätte ergänzen sollen, dass der Laufende Betrieb gemeint ist 😉 Wenn eine Anlage abbezahlt ist, sind die initialen Rohstoffkosten abgegolten. Danach braucht eine PV-Anlage nur noch sehr selten Aufwendungen für Rohstoffe im Laufenden Betrieb – außer unsere Herren Politiker kommen irgendwann auf die Idee, eine Sonnensteuer zu erheben 😐

      Ich wollte darauf hinaus, dass eine PV Anlage, nachdem sie aus der Förderung heraus gewachsen ist, ihren Strom auch bei sehr geringen Verkaufserlösen noch Gewinnbringend am Markt platzieren kann.

      Ich selbst habe auch eine PV-Anlage auf dem Dach – sie produziert etwa das doppelte meines eigenen Bedarfs. Mein kleiner Sohnemann jubelt immer ganz begeistert, wenn Mittags die Sonne scheint und er im Sunny Portal sehen kann, dass nicht nur Mama gerade mit unserem Strom kocht, sondern auch noch ein paar Nachbarn davon kochen können 🙂 Ich bin sicher, das ist der richtige Weg.

      Sonnige Grüße,
      Christian

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      • Peter Jensen
        Peter Jensen sagte:

        Herr Höhle, das kann ich mir vorstellen, dass Sie und Ihr Sohn jubeln, wenn Mama kocht und die Nachbarn auch kochen können. Schließen sponsor’n Ihnen die Nachbarn zum Teil Ihr Mittag, in dem Sie Ihnen 5,3 ct/kWh für den produzierten Strom zahlen müssen, zusätzlich zum normalen Strompreis. Und was noch besser ist, Ihre Nachbarn müssen sogar zahlen, wenn sie an dem Tag gar nicht kochen wollen oder erst abends. Aber ich denke, diese Details werden Ihr Gewissen nicht wirklich belasten, oder?

        Was machen Sie eigentlich, wenn alle Nachbarn auch eine Solaranlage haben? Wer nimmt denn dann den Strom, den Sie zum Kochen nicht brauchen. Die Nachbarn haben ja selbst mehr Strom, als sie zum Kochen brauchen. Und wenn alle im Land Solaranlagen haben, dann produzieren alle zur selben Zeit fröhlich mehr Strom, als sie brauchen. Na versuchen Sie da mal, den Strom an irgendwen zu verkaufen…

  3. Gerd Bettenwort
    Gerd Bettenwort sagte:

    Liebe Catrin,

    dein Beitrag geht in die richtige Richtung. Kurzum er gefällt mir sehr gut.
    Mir machen aber ganz andere Personengruppen Sorgen, von denen ich nicht sicher bin, ob du sie mit deinem Beitrag erreichen wirst. Hierzu eine kleine Geschichte: Neulich traf ich meinen Vetter Ludger, der bei einem sehr großen deutschen Chemiekonzern arbeitet. Er wirkte hochzufrieden, da er als Prozessingenieur Vorprodukte für Düngemittel herstellt, die wie er sagt hoch profitabel und zudem nahezu konkurrenzlos sind. Als Düngemittelhersteller und Hochstromverbraucher seien sie von der EEG-Umlage ausgenommen. Ein paar Minuten später äußerte er sich darüber, dass er es nicht einsehe, dass Solaranlagen gefördert würden und schon mal gar nicht, um chinesische Dumpinghersteller zu beflügeln. Natürlich hat mein Vetter keine Solaranlage auf dem Dach, zumindest gehe ich davon aus.
    Menschen, die sich für die Energiewende nicht oder wenig interessieren, bauen immer mehr Vorbehalte gegen die Photovoltaik auf. Ich würde sagen, viele wachsen mehr und mehr zu echten Gegnern der Erneuerbaren heran. Nur wenige Maßnahmen und politische Meinungsäußerungen (Bundesumweltminister,…) haben gereicht, um das öffentliche Meinungsbild innerhalb weniger Monate in diese Richtung zu verschieben.
    Es müsste uns gelingen, Menschen wie meinen Vetter Ludger auf ähnlich effiziente Weise zu Freunden der Regenerativen zu machen, wie sie zuletzt zu Gegnern geworden sind. Ohne es beweisen zu können, möchte ich behaupten, dass Ludger keine Ausnahme ist, sondern einer signifikant großen Gruppe wahlberichtigter Menschen angehört.
    Vielleicht hast du ja Ideen wie wir die „Ludgers“ und die „Nochunbeteiligten“ erreichen können. In diesem Sinne freue ich mich auf deinen nächsten Beitrag.

    VG Gerd

    Antworten
  4. Christian Höhle
    Christian Höhle sagte:

    Hallo Catrin,

    toller Beitrag!

    Leider werden die Kosten der Energiewende immer sehr kurzfristig und meistens nur für die aktuelle Legislaturperiode betrachtet. Manchmal lohnt sich aber ein Blick in die Zukunft.

    Betrachtet man einmal nur die PV-Anlagen, dann wird in 20 Jahren *keine einzige* dieser Anlagen mehr EEG-Vergütung bekommen. Trotzdem werden die vielen Anlagenbetreiber ihre Anlagen nicht abbauen oder außer Betrieb setzen. Sie werden dann ihren Strom meistbietend am Markt verkaufen und locker konkurrenzfähig zu den Großkraftwerken sein, denn:

    – PV hat kaum Wartungskosten
    – PV benötigt kaum Personalkosten – besonders wenn diese Anlagen in der Hand privater Betreiber sind (dann nämlich gar keine)
    – PV hat keine Rohstoffkosten

    In 20 Jahren werden die bis heute gebauten Anlagen signifikant dazu beitragen, den Strompreis niedrig zu halten. Das kann man sich ganz einfach vorstellen: in 20 Jahren werden die Strompreise für konventionelle Energien wegen der knapper werdenden Rohstoffe drastisch gestiegen sein – das kann man z.B. am Spritpreis sehr schön verfolgen.
    Trotzdem gibt es jeden Mittag dann, wenn die größte Nachfrage herrscht, gigawattweise Solarstrom, der für einen Bruchteil des preises konventioneller Energie zur Verfügung steht. Das lässt den gesamten Strompreis sinken.

    Von dem niedrigen Strompreis profitieren nicht nur die Anlagenbetreiber, sondern vor allem auch diejenigen, die sich keine eigene PV-Anlage leisten können oder nicht den Platz dazu haben. Ich behaupte sogar, die heute installierte PV ist die Garantie dafür, dass gerade Geringverdiener sich den Strom in Zukunft überhaupt noch leisten können.

    Bald sind die Wahlen. Hier sollte jeder überlegen, ob er für die nächste Legislaturperiode, oder für eine vernünftige und langfristig bezahlbare Zukunft wählen geht 😉

    Sonnige Grüße,
    Christian

    Antworten
    • Peter Jensen
      Peter Jensen sagte:

      Na na Herr Höhle,
      während Sie die Solarenergie schön reden, sollten Sie schon aufpassen, dass dabei kein Unsinn rauskommt. „Meistbietend“ wird wohl kaum ein Solaranlagenbetreiber in 20 Jahren seinen Strom verkaufen. Die Börse hat das System der „Merrit Order“, wonach die günstigsten Erzeuger zum Zuge kommen. Und da PV-Anlagen, nachdem sie abgeschrieben sind, einen Grenzkostenpreis gegen Null haben, werden sie vermutlich sehr wenig Geld für ihren Strom bekommen. Also „meistbietend“ passt nun überhaupt nicht an dieser Stelle. Außerdem klingt das irgendwie gierig und profitsüchtig. Aber darum geht es doch einem „Solarbauern“ nicht, oder doch?
      Und wenn dann ganze Industrien abgewandert sind aus Deutschland, werden Sie auch immer weniger Abnehmer für Ihren Strom haben. Das senkt dann nochmal den Preis.
      Aber solche Details würden ja nur den sonnendurchfluteten, weißblauen Himmel stören, deswegen ignoriert man sie am besten.

      Antworten
    • Kristen
      Kristen sagte:

      Hallo zusammen,
      ich kann der langfristigen Betrachtungsweise nur zustimmen. Ich habe auch eine kleine Anage 3,24kWp. Ich muss, da nicht finanziert, ca. 20% Steuern auf mein Gewinn bezahlen und habe das Betreiberrisiko (Module defekt, Wechselrichter defekt etc.). Somit gebe ich einen Teil der Subvention dem Staat zurück. Ich bezahle gern die Steuern, wenn ich weiß, das die Zukunft dadurch bezahlbar bleibt. ZUm Verbrauch von Seltenen Erden, kann ich nur sagen, dass man ja auch eventuell die Module recyclen kann und das ist resourcenschonend. Kohle und ÖL kann man, wenn man diese verbrennt, noch nicht recyclen und es entstehlen massive Eingriffe in die Natur. Braunkohletagebau, Bohrinseln, Abfackeln von bei der Ölherstellung entstehendes Begleitgas usw, usw. Man könnte die Liste belibeig verlängern.
      Auch die neuen Stromtrassen sind unsinnig. Dezentral ist angesagt. Die Kommunikationinfrastruktur für die Vernetzung ist vorhanden. Ich glaube, man könnte mindestens ein Kraftwerk abschalten, wenn mehr dezentralisiert würde, aufgrund der dann reduzierten Leitungsverluste.

      Gruß
      Markus

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