Netzkapazität für Solarstrom mehr als ausreichend

Netzintegration

Interview mit Prof. Bernd Engel über sichere Netze, die Rolle der Photovoltaik und die KfW-Speicherförderung. Bernd Engel ist Professor an der Technischen Universität Braunschweig. Außerdem ist er für SMA als Vorstandsbeauftragter Netzintegration tätig.

 

Bernd, 23 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs wurden 2012 durch Erneuerbare Energien gedeckt. In den Medien ist immer wieder zu lesen, dass der wachsende Anteil schwankender Einspeisung aus Erneuerbaren Energien – und insbesondere aus der Photovoltaik – die Netzstabilität gefährde. Ist unsere Stromversorgung noch sicher?

Die Energieversorgung ist sicher, weil sich die Übertragungsnetzbetreiber mit Unterstützung der Bundesnetzagentur noch genügend Kraftwerke für den Winterabend ohne Windeinspeisung gesichert haben. Zu der gesicherten Leistung kann die Photovoltaik nur mit ausreichenden Speichern beitragen.

In welchem Umfang müssten die Netze denn ausgebaut werden, um die wachsende Menge an Strom aus Erneuerbaren Energien problemlos aufnehmen zu können? Und wie können die nötigen Maßnahmen verringert werden?

Der in der Öffentlichkeit diskutierte Netzausbau betrifft fast vollständig den Ausbau des Übertragungsnetzes mit der Spannungsebene 380.000 Volt. Dies muss erfolgen, weil viele Onshore-Windparks, alle Offshore-Windparks und einige konventionelle Importsteinkohle-Kraftwerke zusammen an der Küste einspeisen, während die Verbrauchszentren weiter südlich sind. Da dort im Süden jetzt die Kernkraftwerke abgeschaltet werden, haben wir eine deutlich gewachsene Nord-Süd-Transportaufgabe.

 

Wie tragen Photovoltaikanlagen konkret dazu bei, die Netzausbaumaßnahmen möglichst gering zu halten?

Photovoltaikanlagen speisen vorwiegend verbrauchsnah und in den unteren Spannungsebenen zum Beispiel vor allem in Süddeutschland ein, so dass wir einen Ausbau des Übertragungsnetzes für die Photovoltaik nicht brauchen. In einigen ländlichen Räumen muss gelegentlich das Niederspannungs- oder das Mittelspannungsnetz verstärkt werden, was durch zusätzliche Kabel unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der Bevölkerung stattfindet. Grundsätzlich wird es durch den Trend zu Eigenverbrauchsanlagen vor allem Zubau in städtischen und vorstädtischen Netzen geben, wo die bisherige Aufnahmekapazität mehr als ausreichend ist.

 

Bernd Engel (rechts im Bild) im Austausch mit SMA Entwicklungsingenieuren.

Bernd Engel (rechts im Bild) im Austausch mit SMA Entwicklungsingenieuren.

Welche Rolle können Speicher bei der Netzintegration spielen?

Bei weiterem Ausbau der fluktuierenden Erzeugungsarten Wind und Sonne wird die Speicherung extrem an Bedeutung zunehmen. Daneben wird man versuchen, Lasten in die Zeiten maximaler Einspeisung zu verschieben und manchmal wird es auch notwendig sein, die Wind- und PV-Anlagen bei Einspeisespitzen und keiner ausreichenden Last mit Hilfe des Einspeisemanagements abzuregeln.

 

Wie siehst Du in diesem Zusammenhang die für den 1. Mai geplante KfW-Speicherförderung?

Die Speicherförderung durch die KfW ist ein Meilenstein für die erzeugungsnahe und netzdienliche Speicherung von Photovoltaikstrom. Während zur Zeit sonst eher Pumpspeicherkraftwerke eingemottet werden, sind die einzigen Speicher, die in hoher Kapazität für die Energiewende zur Verfügung stehen werden, dezentrale Batteriespeicher im Keller der PV-Anlagen. Hier gibt es ein mittelfristiges Geschäftsmodell, wenn das Marktanreizprogramm der KfW erfolgreich war und die Systempreise fallen werden.

 

Welche Rahmenbedingungen müssten darüber hinaus generell von der Politik geschaffen werden, um die für den Erfolg der Energiewende so wichtige Netzintegration großer Mengen von Erneuerbaren Energien möglichst kostengünstig zu realisieren?

Sicherlich müsste als erstes der CO2-Zertifikatepreis durch Verknappung wieder auf ein Niveau gehoben werden, dass sich Investitionen in umweltfreundliche Energiesysteme, seien es Gaskraftwerke, Pumpspeicherkraftwerke oder Erneuerbare Energien wieder lohnen. Sonst werden einseitig Braunkohlekraftwerke gefördert, die fast rund um die Uhr durchlaufen. Außerdem sollte der Ansatz für die Energiewende dezentraler geplant werden, damit der Netzausbau sich nicht zum Flaschenhals entwickelt.

 

Wie siehst Du hier die zukünftige Entwicklung?

Ich hoffe noch auf die Einsicht der Politik.

 

 Vielen herzlichen Dank, Bernd, für das Interview.

 

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